Der See Genezareth, hebräisch Yam Kinneret, liegt im nördlichen Abschnitt des Jordangrabens, der Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs ist.
Der See ist mit 212 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefst gelegene Süßwassersee der Erde. An der tiefsten Stelle misst er 46 Meter. Rund um den See treten heiße Quellen aus dem Boden, unter anderem bei Tiberias, Tabgha, Fuliya und Hamat Gader. Schon in der Antike war die Gegend wegen dieser Quellen ein beliebtes Erholungsziel.
Der See Genezareth liegt an der früheren Römerstraße Via Maris, die Damaskus mit Ägypten verband.
Die Gegend um den See spielt im Neuen Testament eine bedeutende Rolle. Viele Begebenheiten in den Evangelien ereigneten sich hier. Drei unterschiedliche Länder stießen damals an den See: Das Gebiet von Herodes Antipas im Westen, das von Philippus im Nordosten, wo Betsaida lag, und die Dekapolis im Südosten mit zehn unabhängigen Städten.
Kapernaum, das einstige Fischerdorf am See Genezareth, war eine wichtige Wohn- und Wirkungsstätte von Jesus. Aus Kapernaum kamen auch mehrere seiner Jünger: die Brüderpaare Simon Petrus und Andreas sowie Jakobus und Johannes, außerdem der Zöllner Levi, genannt Matthäus. Die weiße Synagoge in Kapernaum stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert. Sie könnte auf den Fundamenten der Synagoge gebaut worden sein, in der Jesus lehrte. Ebenso kann man in Kapernaum ein Haus besichtigen, das der Familie des Petrus zugeschrieben wird.
Haus von der Schwiegermutter von Petrus
Synagoge von Kapernaum auf den Fundamenten der alten Synagoge
Tabgha ist eine Ortschaft am Nordufer des Sees. Dort entspringen mehrere Quellen (hebräisch: En Schevat – Siebenquell), die in den See münden. In Tabgha befinden sich die sogenannte Brotvermehrungskirche, die Primatskapelle Mensa Domini (Tisch des Herrn) und antike Ruinenreste der Kapelle der Seligpreisungen. Folgende Geschichten aus dem Neuen Testament werden nach der traditionellen Überlieferung mit Tabgha in Verbindung gebracht:
Die Speisung der Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen (Matthäus 14,13–21).
Die Erscheinung des auferstandenen Jesus, über die im Johannesevangelium (Kapitel 21) berichtet wird. Sie wird bei der Primatskapelle Mensa Domini lokalisiert. Dort fragte Jesus dreimal: „Petrus, liebst du mich?“ Auf sein Ja beauftragte Jesus Simon Petrus, „seine Lämmer“ zu weiden. Das heutige Gebäude wurde 1933 erbaut. Die Kapelle besteht aus schwarzem Basalt.
Primatskapelle in Tabgha
Die Heilung eines Aussätzigen durch Jesus soll sich im 200 Meter entfernten Turm Tannur Ayub zugetragen haben (Matthäus 8,1–5).
Der Berg der Seligpreisungen wird oberhalb von Tabgha vermutet. Frühere Kirchenbauten hatten ihren Standort am Fuße des Berghangs nahe Tabgha. Jesus hielt in dieser Gegend die sogenannte Bergpredigt (Matthäus 5–7). Sie wird auch Seligpreisung genannt, da sie mit den Worten: „Selig sind …“, beginnt. Jesus wählte hier auch 12 Jünger als engere Mitarbeiter aus (Lukas 6,12–16).
Bethsaida, auf Deutsch „Haus des Fanges“ oder „Haus der Jagd“, befindet sich im Nordosten des Sees Genezareth und ist der Geburtsort der Apostel Petrus, Andreas und Philippus (Johannes 1,44). Eventuell zogen die Männer später aus politischen Gründen nach Kapernaum, um nicht mehr unter dem Herrscher Philippus, sondern unter Herodes Antipas zu leben. Nach dem Markus-Evangelium fand die zweite Brotvermehrung am östlichen Seeufer bei Bethsaida statt.