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Webseite zum Buch:Zu Fuss als Ehepaar nach Jersualem

Zu Fuß als Ehepaar nach Jerusalem
13 Länder – vier Jahreszeiten
Impressionen und Begegnungen
auf dem Weg von Basel nach Jerusalem
(November 2013, 251 Seiten mit vielen s/w Fotos, zusätzlich 24-seitiger farbiger Bildteil, QR-Code zu jedem Kapitel, Klappenbroschur, 14,8 x 21,0 cm, CHF_24.50 / Euro_19.80, inkl. Versand CH / D, Buch_bestellen)

Auf dieser Webseite finden sich die Fotos und Videos zu den einzelnen Kapiteln.  Unter Inhalt findet man die einzelnen Kapitel. Unter Orte die Beschreibungen der besuchten Orte. Link zum ersten Beitrag

Pilgerreise nach Jerusalem – Fenster zum Sonntag (Schweizer Fernsehen)

Achtung: Jetzt mit Untertitel für alle die unsere Muttersprache nicht so gut verstehen 🙂 Hier klicken

Radiosendung Kompass: Pilgerreise nach Jerusalem 16.12.2013 hier klicken

Zum Artikel in der Zeitschrift antenne Dezember 2013 hier klicken

Link zum ersten Beitrag

1. Die mysteriöse Wasserflasche 
2. Von sieben Zimmern auf zwei Rucksäcke 
3. Start am Dreiländereck 
Israel entstand in Basel 
4. Der zweite Tag 
5. Feuchtes Zelt 
6. Überraschung in Luzern 
7. So unterschiedlich wie Mose und Aaron 
8. Schweizer Nationalhymne 
Bauen – Geburtsort des Komponisten der Schweizer Landeshymne 
9. Jerusalem auf dem Gotthard 
Gotthardpass 
10. Rapperswiler Empfang in Italien 
Swissminiatur – Die Schweiz im Kleinformat 
11. Zwetschgen bei Berlusconi 
12. Ich hätt’ so gern Salat 
13. Drei mutige Bäuerinnen 
14. Solferino, Guido und Trauben in Padua 
Solferino, Henry Dunant und das Rote Kreuz 
Begegnung mit dem Evangelisten Lukas in Padua 
15. Viele Blasen und ein Geburtstag vor Venedig 
Das Getto entstand in Venedig 
16. 50 000 Schritte und 6000 E-Mails vor Triest 
17. Garnelen vor der Barcolana-Regatta mit 1842 Segelschiffen 
Barcolana-Regatta Triest 
Auf den Spuren der Eisenbahn 
18. Sonne in Slowenien und heiß-kalter Empfang in Kroatien 
Bora – Vom Wind weggefegt 
19. Warnung in Senj 
20. Insel Pag ohne Touristen 
21. Unterschiedliche Wege, Ende Oktober ein Zimmer zu finden 
22. Weltumsegler in Trogir und weitere Überraschungen 
23. Split und Hvar bei Tag und Nacht 
Split 
24. Schnaps und Herz-Botschaft 
25. Kein Internet, dafür Mandarinen ohne Ende 
Opuzen – Ort der Mandarinen 
26. Zwei Grenzübertritte vor Dubrovnik 
Dubrovnik 
27. Vlaho und der mysteriöse Föhn 
28. Unzählige Pilgerstempel und kein Geld trotz Cash 
29. Shkodra versinkt im Wasser 
Shkodra – War Paulus hier? 
30. Zahn-Wunder in Tirana 
Via Egnatia – Straße der Römer 
31. Schweizer Hilfe in Albanien 
32. Wilde Tiere 
33. Schnee in Mazedonien 
34. Weiß und süß 
35. Weihnachten hautnah erlebt 
36. Auto in Thessaloniki und neues Schuhwerk in Kyparissia 
37. Zugvögel 
Thessaloniki (Thessalonich) 
Korinth 
Kenchreä 
Athen 
Veria (Beröa) 
38. Begegnung mit einem Engel 
Apollonia 
Amphipolis 
39. Auf der Polizeistation 
Kavala (Neapolis) 
Philippi 
40. Fünf Liebessprachen mit Sicht auf Samothraki 
Samothraki 
41. Im Wohnmobil über die Grenze 
42. Hasan und Troja 
Troja 
43. Das ist unmöglich 
Alexandria Troas (Troas) 
Assos 
44. Babam Çiftçi 
45. Überwindung – drei Wochen lang 
Pergamon 
46. Weiß wie Schnee 
Thyatira 
Sardes 
Philadelphia 
47. Keine Lokomotive, kein Kran, kein Geld für ein Foto 
48. Wasserleitung von Hierapolis nach Laodizea 
Hierapolis 
Kolossai 
Laodikeia am Lykos (Laodizea) 
49. Störche in Ephesus 
Ephesus 
Izmir (Smyrna) 
Milet 
50. Computerkurs-Überraschung in Kos 
Insel Kos 
Insel Patmos 
51. Tankstellenfrühstück in den türkischen Bergen 
52. Streit, Neid und Naturwunder in Kappadokien 
Antalya 
Perge 
Antiochia in Pisidien 
Konya (Ikonion) 
Lystra 
Derbe 
Kappadokien 
53. Ostereier, Zweifler und Gurken bis zum Umfallen 
54. Terroristen, Rallyefahrer und ein Cola-Wunder 
Tarsus 
Adana 
55. Christen, Rentner und (k)ein Taxichauffeur 
Antakya (Antiochia in Syrien) 
Seleukia Pieria 
56. Zwei Seiten in Zypern 
Salamis 
57. Mücken, Schlangen und Hautausschlag 
Paphos 
58. Banyas und zwei Frauen mit Pfefferspray 
Banyas (Cäsarea Philippi) 
Tel Dan 
Hula-Tal 
59. Wildschweine, ein Tausendfüßler und ein Regenbogen 
Meron 
See Genezareth 
Tiberias 
60. Wunder in Kanaa und Fest auf dem Karmel 
Tabor 
Nazareth 
Kanaa 
Sepphoris (Zippori) 
Haifa 
Karmel 
61. Angels on the Road 
Zichron Ja‘akow 
Cäsarea Maritima 
Netanja 
62. Ein Taxi und die Frage von Hagay 
Yarkon 
Tel Aviv-Jaffa (Joppe) 
Latrun 
63. Jerusalem 
En Kerem 
64. Am Ziel 
Ölberg 
Faszination Jerusalem 
Jerusalem im Wandel der Zeit 
Paulus von Tarsus 
Jesus von Nazareth 

Jesus von Nazareth

Auf unserer Reise sind wir an vielen Orten sowohl den Spuren von Jesus als auch seinen Nachfolgern begegnet. Jesus hat unsere westlich-europäische Kultur grundlegend geprägt. Seine Taten und Worte sind die am besten überlieferten Texte des Altertums. Er lebte in Israel und wuchs in den Bergen von Galiläa auf. Als Wanderprediger wirkte er von ca. 30 bis 33 n. Chr. in der Öffentlichkeit. Wahrscheinlich wurde er am 3. April 33 n. Chr. unter Pontius Pilatus am Kreuz hingerichtet. Nach seinem Tod ist er am dritten Tag wieder auferstanden und über 500 Personen erschienen (1. Korinther 15,5–8). Seine Gegner konnten diese Auferstehung nicht widerlegen, denn der Leichnam Jesu blieb verschwunden.

Was sagen die Menschen, wer Jesus sei?
Das jüdische Volk hielt Jesus damals für den auferstandenen Johannes den Täufer, Elia, Jeremia oder einen der alttestamentlichen Propheten (Matthäus 16,14). Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius bezeichnete Jesus in seinen Schriften im 1. Jahrhundert als Wundertäter und Lehrer, der eine beachtliche Gefolgschaft anzog, durch Kreuzigung unter Pontius Pilatus hingerichtet wurde und den Anhängern nach seinem Tod wieder erschien.  In den römischen Geschichtsbüchern findet sich eine Notiz über die Hinrichtung von Jesus auf Befehl des Statthalters Pontius Pilatus unter der Herrschaft des Kaisers Tiberius.  Viele bezeichnen Jesus heute als guten Menschen, Religionsstifter, Heiligen, Lehrer, Propheten oder eine große Persönlichkeit.

Wie sieht sich Jesus selbst?
Nachdem Petrus Jesus als Retter und Sohn des lebendigen Gottes bezeichnet hatte, erwiderte Jesus: „Glücklich bist du, Petrus. Das hat dir mein Vater im Himmel offenbart“ (Matthäus 16,16–17). Jesus selbst verstand sich als Gesandter Gottes. Er sagte: „Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“ (Matthäus 10,40). Gott wurde in Jesus sichtbar: „Wer mich sieht, hat den Vater gesehen“ (Johannes 14,9). Jesus vergibt bis heute Sünden, was nur Gott zusteht (Markus 2,5). Als Gottes Sohn wird er wieder auf die Erde zurückkommen (Markus 14,62). Er und der himmlische Vater sind eins (Johannes 10,30.33). Jesus tut immer, was Gott gefällt (Johannes 8,29).

Was bedeutet der Name Jesus Christus?
Der Name „Jesus“ ist die lateinische Form des hebräischen „Jeschua“ und bedeutet „Erlöser“. „Christus“ kommt von „Christos“, der griechischen Übersetzung des hebräischen Ausdrucks „Messias“, und bedeutet „der Gesalbte“. In Israel wurden Könige, Priester und Propheten gesalbt.

Die jüdischen Voraussagen über den Messias erfüllten sich in Jesus
In den jüdischen Schriften ist ein besonderer Messias  verheißen. Jesus erfüllte einige dieser Verheißungen bei seinem ersten Kommen: Nach 1. Mose 3,15 wird ein Mensch die Macht des Bösen besiegen und dabei verletzt werden (vgl. Johannes 1,45.51). Eine Jungfrau wird das Kind gebären (Jesaja 7,14 / Matthäus 1,18). Der Geburtsort wird Bethlehem sein (Micha 5,1 / Lukas 2,4–7). Er wird ohne Sünde sein (Jesaja 53,9b / 1. Petrus 2,21–24). Für ihn wird Geld angeboten werden (Sacharja 11,12–13 / Matthäus 26,15). Sein Gewand wird verlost werden (Psalm 22,19 / Johannes 19,23–24). Seine Hände und Füße werden durchbohrt werden (Psalm 22,17 / Johannes 20,25.27). Ihm wird kein Knochen zerbrochen werden (Psalm 34,21 / Johannes 19,33–36). Er wird im Grab eines Reichen beigesetzt werden (Jesaja 53,9 / Matthäus 27,57–60). Vor allem die Texte aus Psalm 22,7–32 und Jesaja 53,1–12 enthalten zahlreiche Aussagen, die sich in Jesus erfüllt haben. Der Jesaja-Text stammt nachweislich aus der Zeit vor der Geburt von Jesus. Bemerkenswert ist, dass eine vollständige Jesajarolle, die im 2. Jahrhundert v. Chr. geschrieben wurde, in Qumran am Toten Meer gefunden wurde. Der Psalm 22, in dem die Kreuzigung sehr anschaulich beschrieben ist, wurde ca. 1000 Jahre v. Chr. von David verfasst, obwohl die Kreuzigung erst 500 Jahre v. Chr. von den Persern erfunden wurde. Die noch nicht erfüllten Prophezeiungen über Jesus werden bei seinem zweiten Kommen, von dem er selbst sprach, erfüllt werden (Lukas 9,26; 21,27).

Das Leben von Jesus
Jesus Christus wurde vermutlich im Frühjahr des Jahres 7 v. Chr. geboren.  Sein Geburtsort war Bethlehem, südlich von Jerusalem. Nach seiner Geburt mussten die Eltern mit ihm nach Ägypten flüchten, da Herodes der Große Jesus umbringen wollte (Matthäus 2,13–14). Als Herodes 4. v. Chr. starb, kehrten die Eltern mit Jesus ins Land zurück und ließen sich in Nazareth in Galiläa nieder (Matthäus 2,19–20). Als 12-Jähriger besuchte Jesus, nachdem er religiös mündig geworden war, mit seinen Eltern den jüdischen Tempel in Jerusalem (Lukas 2,42–52). Bis zu seinem öffentlichen Auftreten lebte er unauffällig in Nazareth.

Sein öffentliches Wirken begann mit seiner Taufe durch Johannes. Am Jordan, in der Gegend von Jericho, bekannte sich eine Stimme aus dem Himmel zu ihm: „Das ist mein geliebter Sohn“ (Matthäus 3,17). Anschließend ging Jesus in die judäische Wüste, wo er vom Teufel herausgefordert wurde (Matthäus 4,1–11). Danach berief er fünf seiner Jünger und nahm mit ihnen am Hochzeitsfest in Kanaa teil. Dort geschah das erste Wunder, als Jesus Wasser in Wein verwandelte (Johannes 2,1–11). Jesus wohnte dann in Kapernaum, eventuell bei der Familie des Petrus. Zum Pessach-Fest ging Jesus wie alle anderen Juden nach Jerusalem, wo er Nikodemus traf. Danach zog er als Wanderprediger in Judäa umher (Johannes 3,22). Über Samaria (Johannes 4) zog er weiter nach Kanaa und heilte den Sohn eines königlichen Beamten (Johannes 4,43–54). Danach kam er nach Nazareth (Lukas 4), wo er als Messias abgelehnt und aus der Stadt gejagt wurde. Er wirkte darauf in Kapernaum (Lukas 4,31) und zog von dort in Galiläa umher (Markus 1,39). In Kapernaum heilte er einen Gelähmten (Lukas 5,18–25).

Wieder ging Jesus öffentlich nach Jerusalem zum Pessach-Fest (Johannes 5,1). Dort heilte er den Gelähmten am Teich Bethesda (Johannes 5,2–9) und kehrte danach wieder nach Kapernaum an den See Genezareth zurück. In jener Gegend hielt er seine Grundsatzrede, auch Bergpredigt genannt, und berief zwölf seiner Schüler in den engeren Kreis (Markus 3,13–19). Zurück in Kapernaum heilte Jesus den Knecht eines Hauptmannes (Matthäus 8,5–13). Jesus zog wieder durch Galiläa. In Nain erweckte er einen toten Mann zum Leben (Lukas 7,11–15). Von Kapernaum segelte er über den See Genezareth in die Gegend von Gerasa. Unterwegs stillte er einen Sturm (Lukas 8,22–25) und heilte am andern Ufer einen Besessenen (Lukas 8,26–39). Als Jesus wieder in Kapernaum war, erweckte er die verstorbene Tochter des Synagogenvorstehers Jairus zum Leben (Matthäus 9). Jesus predigte in Galiläa. Als er bei Tabgha war, gab er 5000 Menschen zu essen (Markus 6,32). Nach diesem Ereignis schickte Jesus seine Jünger mit dem Schiff zurück. Er selber ging auf dem Wasser (Matthäus 14).

Jesus reiste auch nach Phönizien, möglicherweise um dem Rummel um seine Person zu entgehen. Dort heilte er die Tochter einer phönizischen Frau (Markus 7,24–30). Anschließend ging er in das Zehn-Städte-Gebiet (Dekapolis) und heilte einen Taubstummen. Bei Betsaida gab er 4000 Personen zu essen (Markus 7 und 8). Später zog er über Betsaida nach Cäsarea Philippi (Matthäus 16,13) und von dort zum sogenannten Berg der Verklärung (Lukas 9,28–36). Auf dem Rückweg heilte er einen besessenen Knaben (Markus 9,17–27). Von Kapernaum reiste er durch Samaria Richtung Jerusalem und heilte zehn Aussätzige (Lukas 17,11–19).

Als Jesus in Jerusalem ankam, heilte er am Chanukkafest einen Blindgeborenen (Johannes 9,1–41). Er ging nach Betanien jenseits des Jordan (Johannes 10,40) und von dort nach Betanien auf dem Ölberg und erweckte den toten Lazarus zum Leben (Johannes 11,1–46). Dann zog er wieder durch Judäa (Johannes 11,54) und Peräa (Markus 10,1), heilte die verkrüppelte Frau am Schabbat  (Lukas 13,10–17) und segnete die Kinder (Lukas 18,15–17).

Auf dem Rückweg nach Jerusalem (Matthäus 20,17) heilte er den blinden Bartimäus (Markus 10,46–52) und wurde in Betanien gesalbt (Johannes 12,1–8). Seine letzten Tage verbrachte er in Jerusalem. Als für das Pessach-Fest die Lämmer geschlachtet wurden, starb Jesus außerhalb von Jerusalem als Lamm Gottes (Johannes 1,36) am Kreuz. Er wurde in ein neu ausgehauenes Grab gelegt. Am dritten Tag fand man das Grab leer, da er auferstanden war (Johannes 20). Der auferstandene Jesus zeigte sich über 500 Menschen (1. Korinther 15,5–8).

Vierzig Tage nach Ostern fuhr er im Beisein seiner engsten Mitarbeiter auf dem Ölberg sichtbar in den Himmel auf (Apostelgeschichte 1). Er versprach, im himmlischen Jerusalem Wohnungen vorzubereiten (Johannes 14,2) für alle Menschen, die sich ihm anvertrauen (Johannes 1,12). Engel verkündeten, Jesus werde auf dem Ölberg wieder auf die Erde zurückkehren (Apostelgeschichte 1,11).

Wer ist nun Jesus?
Der englische Philosoph C. S. Lewis schrieb im Buch „Pardon ich bin Christ“ Kapitel II.3+4: „Ein Mann, der als normaler Sterblicher so geredet hätte wie Jesus, wäre keineswegs ein bewunderter religiöser Lehrmeister gewesen. Er wäre entweder ein Schlafwandler, ein Verrückter, oder er wäre der leibhaftige Teufel. Wir müssen uns entscheiden. Entweder war und ist dieser Mann der Sohn Gottes oder ein Verrückter oder etwas noch Schlimmeres … Aber lassen wir doch bitte nicht diesen herablassenden Unsinn gelten, dass er ein gewöhnlicher Sterblicher in der Rolle eines großartigen Lehrers gewesen sei. Diese Möglichkeit hat er uns nicht gelassen. Er hatte sie niemals beabsichtigt. Nun scheint es mir aber offensichtlich, dass er weder ein Verrückter noch ein Betrüger war; folgerichtig muss ich akzeptieren, wie seltsam, erschreckend oder unvorstellbar mir es auch vorkommt, dass er Gott war und ist. Gott ist in menschlicher Gestalt auf dieser, vom Feind beherrschten Welt gelandet.“

Jesus hat hier auf der Erde der Versuchung widerstanden, die Gemeinschaft mit Gott zu verlassen. Er wurde ungerechtfertigt gekreuzigt, obwohl er keine Sünde oder Schuld begangen hatte. Nach den biblischen Aussagen hätte Jesus nicht sterben müssen, da der Tod die Folge der Sünde ist (Römer 6,23). Er gab sein Leben freiwillig hin und hat nun die Macht, das Todesurteil, das über dem Menschen steht, auf sich zu übertragen (Römer 8,3–4). In Johannes 1,12 steht: „Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“

Paulus von Tarsus

Auf unserer Reise nach Jerusalem stießen wir wiederholt auf Spuren des Apostels Paulus. Er ist neben Jesus eine der prägendsten Persönlichkeiten des Neuen Testaments. Wie bei den meisten biblischen Charakteren wissen wir über seine Biografie nur Bruchstückhaftes. Anhand einiger Eckpunkte kann jedoch ein ungefähres Lebensbild von ihm entworfen werden, wobei immer unterschiedliche Varianten möglich sind. Damit man sich Paulus als Person besser vorstellen kann, zeigen wir hier einen wahrscheinlichen Lebenslauf von ihm, ohne jeweils auf alternative Versionen einzugehen, da das den Rahmen dieser Ausführungen sprengen würde.

Paulus wurde in Tarsus, in der heutigen Türkei, in eine jüdische Familie aus dem Stamm Benjamin hineingeboren (Römer 11,1 / Philipper 3,5). Er wird in der Bibel zuerst als Saulus bezeichnet und erst später als Paulus. Durch seinen Vater erhielt er das römische Bürgerrecht und hatte damit mehr Bewegungsfreiheit und Rechte als andere Menschen im Römischen Reich. Tarsus war ein Zentrum stoischer Philosophie. Die Leute der Stadt übertrafen in ihrem Eifer für Philosophie und Bildung im Allgemeinen selbst Athen und Alexandria (vgl. Apostelgeschichte 21,39), was sicher auch Paulus geprägt hat. Paulus war von Beruf Zeltmacher. Dem sozialen Status nach zählten Zeltmacher zur unteren Mittelschicht.

Aus dem 2. Jahrhundert ist uns folgende Personenbeschreibung überliefert: „Ein Mann klein von Gestalt, mit kahlem Kopf und krummen Beinen, in edler Haltung, mit zusammengewachsenen Augenbrauen und ein klein wenig hervorstehender Nase, voller Freundlichkeit. Bald erschien er als Mensch, bald hatte er eines Engels Angesicht.“  Paulus war von Jugend an sehr religiös. Er gehörte zur jüdischen Glaubensrichtung der Pharisäer und studierte in Jerusalem beim angesehenen Rabbiner Gamaliel (Apostelgeschichte 22,3).

Bei der Steinigung von Stephanus tritt Paulus das erste Mal in der Bibel in Erscheinung. Dort wird berichtet, dass er die Kleider der Steiniger bewachte (Apostelgeschichte 7,58). Anschließend verfolgte er die Jesus-Nachfolger bis nach Damaskus in Syrien. Auf dem Weg dorthin erschien ihm ca. 37 n. Chr. Jesus. Paulus erblindete bei dieser Begegnung mit Jesus. Durch das Gebet des Ananias erhielt er sein Augenlicht wieder (Apostelgeschichte 9,1–18). Nach Galater 1,17 zog er sich unmittelbar danach für einige Zeit nach Arabien zurück. In der Einsamkeit offenbarte ihm Jesus die Zusammenhänge der biblischen Schriften. Nach ca. drei Jahren kehrte er nach Damaskus zurück und konnte vom Wort Gottes her nachweisen, dass Jesus der jüdische Messias ist. Das trieb seine jüdischen Glaubensgenossen in die Enge, so dass sie ihm nachstellten und er flüchten musste (Apostelgeschichte 9,23–25).

Als Paulus nach Jerusalem kam, fürchteten sich alle Jesus-Nachfolger vor ihm, da sie ihn als Verfolger kannten. Barnabas schenkte ihm jedoch Vertrauen (Apostelgeschichte 9,27) und brachte ihn zu Petrus und Jakobus, dem Bruder von Jesus (Galater 1,18–19). Paulus trat in Jerusalem zunächst nicht öffentlich auf (Galater 1,22). Anscheinend entstand aber zwischen ihm und hellenistischen Juden ein Streitgespräch. Als Paulus merkte, dass sie ihm nach dem Leben trachteten, kehrte er in seine Heimatstadt Tarsus zurück (Apostelgeschichte 9,29–31).

Einige Zeit später kamen in Antiochia in Syrien Nichtjuden durch zypriotische und afrikanische Jesus-Nachfolger zum Glauben an den jüdischen Messias Jesus. Die Gemeinde in Jerusalem sandte den Zyprioten Barnabas zu ihnen, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen (Apostelgeschichte 11,20–24). Barnabas holte daraufhin Paulus nach Antiochia (Apostelgeschichte 11,26). Gemeinsam unterrichteten sie ein Jahr lang die Gemeinde. Hier wurden die Jesus-Nachfolger zum ersten Mal Christen genannt. Der griechische Ausdruck „Christen“ bedeutet auf Deutsch „Gesalbte“ und auf Hebräisch „Messianische“.

Paulus und Barnabas wurden mit Spenden aus Antiochia zu den Ältesten nach Jerusalem geschickt (Apostelgeschichte 11,30). Zu dieser Zeit wurde Jakobus, der Bruder des Johannes, von Herodes Agrippa I. hingerichtet. Petrus warf man ins Gefängnis, doch ein Engel befreite ihn wieder. Die Gläubigen in Jerusalem beteten im Elternhaus von Johannes Markus für Petrus (Apostelgeschichte 12,12). Es könnte sein, dass sich auch Paulus und Barnabas unter den dort Versammelten befanden. Agrippa I. starb 44 n. Chr., nachdem er sich als Gott hatte verehren lassen. Anschließend kehrten Paulus und Barnabas zusammen mit Johannes Markus nach Antiochia zurück, wo sie die Gemeinde unterrichteten. Während einer Fastenzeit zeigte der Heilige Geist den Gläubigen, dass Barnabas und Paulus für den Reisedienst freigestellt werden sollten (Apostelgeschichte 13,2).

Zusammen mit Johannes Markus begaben sie sich zum Hafen in Seleukia und segelten nach Salamis auf Zypern. Von dort gingen sie zu Fuß nach Paphos. Sie besuchten den Gouverneur Sergius Paulus, der einen jüdischen Propheten mit Namen Bar-Jesus (Sohn von Jesus) bei sich hatte (Apostelgeschichte 13,6–7). Dieser widersetzte sich Barnabas und Paulus. Durch Gottes Geist geleitet sprach Paulus ihn an, woraufhin Bar-Jesus erblindete. Als der Gouverneur das sah, glaubte er an Jesus. So wurde Zypern zur ersten von einem Christen verwalteten römischen Provinz. Es war auch das erste Wunder, das uns von Paulus bezeugt ist. Ab diesem Moment wird Paulus in der Bibel nicht mehr Saulus, sondern Paulus genannt. Saulus bedeutet der „Erbetene, Erfragte“. Paulus heißt der „Kleine, Jüngere“. Eventuell hatte Paulus schon seit der Geburt beide Namen.

Von Zypern aus segelten sie zu dritt nach Perge. Paulus und Barnabas reisten weiter nach Antiochia in Pisidien, während Johannes Markus nach Jerusalem zurückkehrte. Paulus muss dieses Verhalten geärgert haben, denn später weigerte er sich, Markus auf eine weitere Reise mitzunehmen (Apostelgeschichte 15,37–38).

In Antiochia in Pisidien wollten viele Menschen Paulus und Barnabas hören. Das erregte die Eifersucht der dortigen jüdischen Einwohner (Apostelgeschichte 13,45). Sie widersprachen Paulus und spotteten. Paulus und Barnabas wandten sich daraufhin den Nichtjuden zu, bis der Widerstand so groß wurde, dass sie den Ort in Richtung Ikonion verlassen mussten. Dort hielten sie sich länger auf (Apostelgeschichte 14,3). Gott bestätigte ihren Dienst mit Zeichen und Wundern. Als ihnen bewusst wurde, dass man sie in Ikonion steinigen wollte, wichen sie nach Lystra und Derbe aus. In Lystra heilte Paulus einen gelähmten Mann. Als die Bewohner Zeuge dieses Wunders wurden, wollten sie Paulus und Barnabas als griechische Götter verehren. Paulus und Barnabas konnten die Menge jedoch wieder beruhigen. Kurz danach wiegelten jüdische Bürger aus Antiochia und Ikonion das Volk derart auf, dass der Mob schließlich mit Steinen auf Paulus losging. Zuletzt dachte man, Paulus sei tot. Er stand jedoch wieder auf und zog mit Barnabas nach Derbe, wo sie eine Weile bleiben konnten. Obwohl Paulus und Barnabas um ihr Leben fürchten mussten, entschlossen sie sich, die neu entstandenen Gemeinden in Lystra und Ikonion nochmals zu besuchen. Es wäre sicherer gewesen, den Weg über die Berge nach Tarsus zu wählen. Von Attalia (Antalya) segelten sie schließlich nach Antiochia in Syrien zurück und beendeten damit ihre erste Reise.

Sie waren bereits längere Zeit in Antiochia, als unter den Jesus-Nachfolgern aufgrund der Lehren einiger Wanderprediger aus Judäa eine Verwirrung entstand. Diese behaupteten, die Nichtjuden unter den Gläubigen müssten zum Judentum konvertieren. Die Gemeinde in Antiochia entschied, Paulus und Barnabas nach Jerusalem zu senden, um die Frage dort mit den Aposteln zu erörtern. Wie bereits 14 Jahre zuvor, war Paulus nun wieder in Jerusalem (Galater 2,1). Das Apostelkonzil, an dem Paulus teilnahm, kam zum Schluss, dass Nichtjuden nicht alle jüdischen Gebote halten müssten. Sie sollten sich jedoch fernhalten vom Götzendienst, vom Blutkonsum, vom Verzehr erstickter Tiere und von jedem unerlaubten Geschlechtsverkehr. Damit wurde bestätigt, dass der Glaube an Jesus nicht auf rituellen Handlungen gründet, sondern auf einer Herzenshaltung.

Paulus und Barnabas waren anschließend wieder in Antiochia tätig. Als Paulus vorschlug, die neu gegründeten Gemeinden zu besuchen, waren er und Barnabas unterschiedlicher Meinung wegen Johannes Markus. So kam es, dass Barnabas mit Johannes Markus nach Zypern reiste und Paulus mit seinem neuen Mitarbeiter Silas Syrien und Cilicien durchzog. Paulus und Silas kamen auch nach Derbe und Lystra. Dort lernte Paulus Timotheus kennen und nahm ihn mit auf die weitere Reise. Sie kamen nach Troas, da Gottes Geist es ihnen nicht erlaubt hatte, nach Asia beziehungsweise nach Bithynien zu reisen. In Troas hatte Paulus einen Traum, in dem er einen makedonischen Mann sah. Er und seine Mitarbeiter schlossen daraus, dass sie in die römische Provinz Macedonia weiterreisen sollten. Von Troas reiste auch Lukas mit ihnen nach Philippi. Sie segelten über die Insel Samothraki nach Neapolis und von dort marschierten sie zu Fuß nach Philippi. In Philippi ließ sich Lydia als erste Jesus-Nachfolgerin in Europa taufen. Nach einem Aufruhr bekannte sich auch der Gefängnisaufseher zum neuen Glauben und ließ sich und seine ganze Familie taufen. Paulus, Silas und Timotheus reisten entlang der Via Egnatia über Amphipolis und Appolonia nach Thessalonich. Dort predigten sie in der Synagoge. Nach drei Wochen wurden sie aus der Stadt geworfen, da sie Jesus als König bezeichneten. So zogen sie nach Beröa. Dort waren die Leute freundlicher gesinnt und prüften nach, ob die Lehre des Paulus mit den jüdischen Schriften übereinstimmte. Als jedoch Bewohner aus Thessalonich nach Beröa kamen, war Paulus gezwungen weiterzureisen. Silas und Timotheus blieben in Beröa (Apostelgeschichte 17,14).

Bei seinem Aufenthalt in Athen ging Paulus auf den Marktplatz und diskutierte mit den Leuten. So kam es, dass er vor das Stadtgremium (Areopag) gebracht wurde. Einige Athener ließen sich vom Glauben an Jesus überzeugen, so zum Beispiel Dionysius aus dem Stadtrat sowie eine Damaris. Silas und Timotheus gesellten sich in Athen wieder zu Paulus. Timotheus wurde von da nach Thessalonich gesandt (1. Thessalonicher 3,2).

Paulus zog weiter nach Korinth. Dort lernte er Aquila und Priszilla kennen, die ursprünglich aus Rom stammten, ihre Stadt jedoch im Jahr 49 im Zuge der Ausweisung aller Juden aus Rom durch Kaiser Claudius verlassen hatten (Apostelgeschichte 18,1). Auch Silas und Timotheus kamen nach Korinth (Apostelgeschichte 18,5). Zuerst hatte Paulus nicht vorgehabt, sich länger in Korinth aufzuhalten, doch in einer nächtlichen Erscheinung erhielt er den Auftrag zu bleiben. So lehrte er ein Jahr und sechs Monate in Korinth das Wort Gottes. Er schrieb in dieser Zeit auch die Briefe an die Thessalonicher. Zuletzt wurde er in Korinth angeklagt, jedoch ohne Erfolg.

Nachdem er sich in Kenchreä, dem korinthischen Hafen, aufgrund einer Weihe für Gott die Haare schneiden ließ, reiste er mit Aquila und Priszilla nach Ephesus. Diese blieben in Ephesus und trafen dort später auf Apollos (Apostelgeschichte 18,19.26). Silas hielt sich anscheinend weiterhin in Korinth auf. Paulus segelte einige Tage später von Ephesus nach Cäsarea Maritima und kehrte von dort zu Fuß nach Antiochia in Syrien zurück. So beendete er seine zweite Reise.

Nach einiger Zeit machte er sich wieder auf den Weg und besuchte die Gemeinden, die auf der ersten Reise von ihm gegründet worden waren. Anschließend ging er nach Ephesus. Dort hatte unterdessen Apollos gelehrt, dass Jesus der erwartete jüdische Messias sei. Als Paulus in Ephesus ankam, stellte er fest, dass die Leute zwar verstanden hatten, dass Jesus der in der Schrift vorhergesagte Messias ist, doch sie lebten nicht mit der Realität des Heiligen Geistes. Paulus blieb in Ephesus und predigte das Reich Gottes. Während einer Zeit von mehr als zwei Jahren wirkte er in dieser Stadt. Es geschahen ungewöhnliche Wunder. Menschen erlebten Heilung, wenn ein Schweißtuch von Paulus auf sie gelegt wurde. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Botschaft von Jesus in der ganzen Provinz Asia. Paulus sandte Timotheus und Erastus nach Macedonia. In Ephesus schrieb Paulus den ersten Brief an die Korinther und wahrscheinlich auch den Galaterbrief (u. a. an die Gemeinden in Antiochia Pisidien, Ikonium, Lystra und Derbe).

Doch eines Tages begannen die Silberschmiede in Ephesus um ihr Geschäft mit der großen Göttin Artemis (Diana) zu fürchten und veranstalteten einen Aufruhr gegen Paulus. Paulus reiste daraufhin nach Macedonia. In Philippi schrieb er möglicherweise den zweiten Brief an die Korinther. Dann besuchte er Griechenland (Athen und Korinth). Der Römerbrief könnte während dieser Zeit geschrieben worden sein (Apostelgeschichte 19,21). Paulus reiste wieder über Macedonia und Philippi nach Troas, ab Philippi wieder in Begleitung von Lukas (Apos-telgeschichte 20,6).

Vor seiner Abreise in Troas predigte Paulus sehr lange. Dabei schlief ein Zuhörer namens Eutychus ein und fiel vom dritten Stock in die Tiefe. Er wurde tot geborgen. Paulus erweckte ihn jedoch wieder zum Leben. Am nächsten Morgen machte sich Paulus alleine und zu Fuß auf den Weg nach Assos. Von dort segelte er über Mitylene, Chios und Samos nach Milet, wo er sich mit den Ältesten aus Ephesus traf. Mit seinen Mitarbeitern segelte er weiter über Kos und Rhodos nach Patara. Dort fanden sie ein Schiff, das nach Tyrus (im heutigen Libanon) segelte. Zu Fuß gingen sie nach Ptolomais (Akko) und danach über Cäsarea bis nach Jerusalem, wo er seine dritte Reise beendete.

Als Paulus in Jerusalem war, wiegelten Juden aus der Provinz Asia das Volk gegen ihn auf. Daraufhin verbrachte Paulus ohne rechtmäßige Verurteilung zwei Jahre in Gefangenschaft in Cäsarea. Als 60 n. Chr. Festus Statthalter wurde, rollte man den Fall Paulus erneut auf. Da Paulus sich auf den römischen Kaiser berief, wurde er nach Rom gesandt. Von Cäsarea segelte er unter römischer Bewachung und in Begleitung von Lukas und eventuell auch anderen Mitarbeitern über Sidon nach Myra und um Kreta herum. Nach einem Schiffbruch landeten sie schließlich in Rom. Dort befand sich Paulus zwei Jahre lang als Gefangener in einer Mietwohnung (Apostelgeschichte 28,30). Er schrieb Briefe an die Epheser, Philipper, Kolosser und an Philemon.

Paulus muss noch weitere Reisen unternommen haben. In seinen Briefen an Titus und Timotheus erwähnt er unterschiedliche Reiseziele. Der zweite Brief an Timotheus scheint sein letzter Brief gewesen zu sein. Einerseits drückt Paulus darin die innere Zuversicht aus, bald seinen Lauf vollendet zu haben und den Siegeskranz empfangen zu dürfen (2. Timotheus 4,7–8). Auf der anderen Seite schreibt er, dass er von allen verlassen worden sei (2. Timotheus 4,16). Sein Triumph ist die innere Gewissheit der unzertrennbaren Gemeinschaft mit Jesus in alle Ewigkeit: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Römer 8,38–39).

Jerusalem im Wandel der Zeit

Jerusalem ist die Hauptstadt Israels. Sie liegt in den judäischen Bergen zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer, auf einer Höhe zwischen 606 und 826 Metern ü. M. In Jerusalem begegnen sich viele Kulturen der Antike und der Moderne. Die Altstadt, die von einer Mauer umgeben ist, umfasst je ein jüdisches, christliches, armenisches und muslimisches Viertel. Die Altstadt Jerusalems wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Jerusalem wird von Christen, Juden und Muslimen als Heilige Stadt betrachtet.

Die ältesten bisher nachgewiesenen Spuren menschlicher Besiedlung im heutigen Stadtgebiet sind keramische Ausgrabungsfunde auf dem Berg Ophel, die auf 5000 v. Chr. datiert werden. In ägyptischen Texten aus dem 19. und 18. Jahrhundert v. Chr. erscheint erstmals die Buchstabenfolge yrwšlm (Jeruschalem) als Name der Stadt. Der heute übliche hebräische Name Jeruschalajim ist ein Dual  und kam erst in der Zeit des zweiten Tempels auf (515 v. Chr. bis 70 n. Chr.). Nach der Bibel (Josua 15,63 und Richter 1,21) gehörte die Stadt zur Zeit der israelitischen Landnahme Kanaans um 1230 v. Chr. den Jebusitern, in deren Nachbarschaft Israeliten der Stämme Benjamin und Juda siedelten. Um 1000 v. Chr. eroberte König David Jerusalem (2. Samuel 5,6ff). Danach verlegte er seinen Regierungssitz von Hebron nach Jerusalem, das etwa in der Mitte zwischen dem Norden und dem Süden Israels lag und auf das bis dahin kein Stamm der Israeliten Besitzansprüche erhoben hatte. Indem David die Bundeslade dorthin überführte, machte er die Stadt auch zum religiösen Mittelpunkt seines Reichs. Davids Sohn Salomo, der von ca. 965–926 v. Chr. regierte, erbaute einen Palast und nach den Plänen Davids in den Jahren 962–955 v. Chr. den ersten Tempel für JHWH, den Gott Israels (1. Könige 8).

Nach Salomos Tod und der Spaltung des Königreichs in die Staaten Juda (Süden) und Israel (Norden) wurde Jerusalem die Hauptstadt des Südreiches Juda. Königin Atalja (R.  845–840 v. Chr.) führte den Baalskult im Tempel ein. Unter König Ahas (R. 741–725 v. Chr.) wurden möglicherweise auch assyrische Götter verehrt. Erst König Hiskija (R. 725–697 v. Chr.) weihte den Tempel wieder JHWH, dem Gott Israels, befestigte die Stadt durch Mauern und ließ zur Sicherung der Wasserversorgung einen Tunnel graben. König Joschija machte Jerusalem 628 v. Chr. zur alleinigen legitimen israelitischen Kultstätte, indem er die übrigen Heiligtümer, die bis dahin noch existierten, zerstören ließ.

Der babylonische König Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem erstmals 597 v. Chr. und setzte den jüdischen Königssohn Zedekia als Vasallenkönig ein. Nach dessen Bruch mit den Babyloniern ließ Nebukadnezar 587 v. Chr. Jerusalem und seinen Tempel zerstören und führte die herrschende Klasse der Juden in das babylonische Exil. Nach der Einnahme Babylons durch die Perser erlaubte König Kyros II. den exilierten Juden 538 v. Chr. die Heimkehr und den Wiederaufbau ihres Tempels in Jerusalem.

Unter den Römern und Byzantinern war 560 Jahre lang Cäsarea Maritima die Hauptstadt des Landes. Unter römischer Herrschaft wurde der von Herodes dem Großen prunkvoll ausgestattete und erweiterte zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. durch Titus zerstört. Kaiser Hadrian verbot den Juden nach dem Bar-Kochba-Aufstand 135 n. Chr. unter Androhung der Todesstrafe den Zutritt zur Stadt Jerusalem und benannte sie in Aelia Capitolina um. Nachdem Kaiserin Helena im Heiligen Land Grabungen veranlasst hatte, ließen sie und ihr Sohn Konstantin der Große am Ort der vermuteten Kreuzauffindung die Grabeskirche erbauen (326–335). Nach der Teilung des Römischen Reiches im Jahre 395 fiel Jerusalem an das Oströmische Reich (Byzanz). Die Stadt durchlebte unter byzantinischer Herrschaft eine anhaltende Friedensperiode.

Erst durch die Eroberungspolitik des persischen Sassaniden Chosraus II. rückte die Stadt wieder in den Fokus. Sie wurde 614 n. Chr. im Zuge des römisch-persischen Krieges belagert. Nach 21 Tagen eroberten die Perser und ihre jüdischen Verbündeten die Stadt. Dabei wurden angeblich bis zu 90 000 Menschen ermordet und die Marienkirche (530 bis 614) auf dem Tempelplatz zerstört. 628 n. Chr. nahm der byzantinische Kaiser Herakleios Jerusalem wieder ein.

Im Zuge der islamischen Eroberung kam Jerusalem 637 n. Chr. unter muslimische Herrschaft. Während der Umayyaden-Dynastie (661–750 n. Chr.), die von Damaskus aus regierte, entstand der Felsendom (687–691 n. Chr.) und die Al-Aqsa-Moschee (707 n. Chr.) als alternative muslimische Kultstätte, da die Wallfahrt nach Mekka während des islamischen Bürgerkrieges zu dieser Zeit unmöglich war. 750 n. Chr. lösten die persisch-iranischen Abbasiden aus Bagdad die Umayyaden-Dynastie ab.

Im Jahre 979 eroberten die schiitischen Fatimiden aus Nordafrika Jerusalem in einem blutigen Feldzug von den Abbasiden. Bei diesem Blutbad, das nicht nur unter den verfeindeten Muslimen stattfand, sondern auch die christlich-jüdische Zivilbevölkerung einschloss, wurde die Grabeskirche in Brand gesteckt und beschädigt. Zahlreiche Synagogen und Kirchen fielen ebenfalls der Auseinandersetzung zum Opfer.

Im Jahr 1009 wurde die Grabeskirche auf Befehl des schiitischen Fatimiden-Kalifen al-Hakim zerstört. Dabei wurde das zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend intakte Felsengrab abgebrochen. Mit dem Pogrom gegen Juden und Christen begann eine fünf Jahre andauernde Verfolgung der „Ungläubigen“. So war ihnen der Konsum von Wein und Schweinefleisch untersagt. Des Weiteren wurden diskriminierende Bekleidungsvorschriften eingeführt, nach denen die jüdischen Einwohner z. B. eine Glocke um den Hals tragen mussten. Al-Hakim verbot den Muslimen jeden geschäftlichen Umgang mit Christen und Juden, zog die Besitzungen aller Kirchen und Synagogen ein und ließ mehrere von ihnen zerstören. Christen durften außerdem kein Pferd besteigen, kein Schwert oder eine sonstige Waffe führen, keinen Turban und keine landesüblichen Schuhe tragen. Sie mussten sich an der Stirne scheren und an einem Gürtel und zwei gelben Stoffbändern an der Schulter erkennbar sein. An der Haustür mussten sie die hölzerne Darstellung eines Dämons anbringen. 19 Jahre später erlaubte der Nachfolger von Al-Hakim, Kalif Al-Zahir (1021–1036), den Wiederaufbau der Grabeskirche und lockerte die Auflagen für die „Ungläubigen“, nachdem der byzantinische Kaiser Romanos III. dem Bau einer Moschee in Konstantinopel (Byzanz) zugestimmt hatte.

1078 wurde Jerusalem erneut blutig eingenommen. Die sunnitischen Seldschuken (türkische Fürstendynastie aus der Gegend des heutigen Teheran) eroberten Jerusalem von den Fatimiden und richteten erneut ein entsetzliches Blutbad an, auch unter den christlichen und jüdischen Bewohnern. Die Seldschuken verboten danach jede Reparatur an Synagogen und Kirchen und erschwerten den Zugang zu den heiligen Stätten erheblich. Pilgerfahrten ins Heilige Land wurden aufgrund der andauernden Kriege zwischen Seldschuken und Byzanz fast unmöglich.

Im August 1098 stießen die schiitischen Fatimiden erneut gegen Jerusalem vor und warfen die verfeindeten sunnitischen Seldschuken bis nach Syrien zurück. In extrem blutigen Kämpfen eroberten sie Jerusalem. Die Berichte über die vielen Toten in Jerusalem sowie die Hilferufe des byzantinischen Kaisers, der sich als Schutzpatron der Heiligen Stätten verstand, erreichten auch Europa, was den Anstoß zum Ersten Kreuzzug gab. Nur wenige Monate nachdem die muslimischen Fatimiden Jerusalem erobert hatten, nahmen die Kreuzritter unter Gottfried von Bouillon 1099 Jerusalem ein und töteten in drei Tagen bis zu 20 000 Bewohner.

Im Jahre 1187 gelang es Saladin, dem sunnitischen Ayyubiden-Sultan von Ägypten, Jerusalem nach kurzer Belagerung zu erobern. Die Ayyubiden-Herrschaft wurde von Kaiser Friedrich II. unterbrochen, der von 1229 bis 1244 als selbst proklamierter König über Jerusalem regierte, nachdem er die unbefestigte Stadt ohne militärische Aktion auf dem Verhandlungsweg vom Ayyubiden-Sultan al-Kamil aus Ägypten erhalten hatte. 1244 eroberte der Ayyubiden-Sultan As-Salih die Stadt zurück. 1249 wurde die sunnitische Ayyubiden-Dynastie in Ägypten von den türkischstämmigen Mamluken abgelöst. Sie beherrschten Jerusalem bis ins frühe 16. Jahrhundert. Unter muslimischer Herrschaft galten nur Muslime als vollgültige Bürger. Christen und Juden mussten sich durch ihre Kleidung kenntlich machen. Sie durften ihren Glauben als Anhänger einer Buch-Religion zwar im Allgemeinen ausüben, wurden aber rechtlich in fast allen Lebensbereichen diskriminiert und mussten eine Kopfsteuer zahlen.

Im Jahre 1516 besiegte die Osmanische Armee aus der Türkei die Mamluken in Syrien. In weiterer Folge wurden Ägypten und Arabien durch die Osmanen erobert. Nach 1535 ließ Sultan Süleyman I. (1496–1566) die Befestigungen der Stadt Jerusalem in zum Teil veränderter Linie erneut errichten, so wie sie heute noch zu sehen sind.

Anfang des 19. Jahrhunderts entstand bei den Protestanten aufgrund biblischer Prophezeiungen ein Interesse an Jerusalem. Ab 1841 trafen immer mehr protestantische Siedler in der Stadt ein. Mit der vom Zionis-mus geprägten Einwanderungswelle ab 1882 kamen auch immer mehr Juden in die Stadt. Neben den protestantischen Siedlungen wurden außerhalb der Stadtmauern erste jüdische Wohngebiete gegründet. Um 1880 war etwa die Hälfte der rund 30 000 Einwohner Jerusalems jüdisch.

Während des Ersten Weltkrieges wurden die Osmanen mit der Hilfe von jüdischen und arabischen Kämpfern vertrieben. Sir Henry McMahon, der britische Hochkommissar in Ägypten, versprach dem Sherif von Mekka brieflich ein unabhängiges arabisches Großreich im Gegenzug für einen arabischen Aufstand gegen die Türken. Der britische Außenminister Lord Balfour jedoch versprach am 2. November 1917 gegenüber Baron Lionel Rothschild die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina. Am 9. Dezember 1917 übergab der osmanische Gouverneur die Stadt kampflos an die Briten. Jerusalem gehörte nun zum Mandatsgebiet der Engländer und wurde zum zentralen Streitpunkt im Nahen Osten, da Juden und Araber diese Stadt beanspruchten.

Deshalb sah der Teilungsvorschlag der Vereinten Nationen von 1947 vor, auf dem Gebiet des heutigen Israel einen vorwiegend jüdischen und einen palästinensischen Staat zu schaffen und Jerusalem unter internationale Verwaltung zu stellen. Am 29. November 1947 nahmen mehr als zwei Drittel der stimmberechtigten Mitglieder der UN-Vollversammlung den Teilungsbeschluss, die Resolution 181, an. Der Teilungsplan wurde jedoch nie umgesetzt: Die arabischen Staaten betrachteten ihn als unzumutbaren Verzicht auf einen Teil des „Dar al Islam“ .

Die israelische Unabhängigkeitserklärung, die die Grundlage für die Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 bildete, erwähnte Jerusalem nicht, versprach aber, dass Israel die heiligen Stätten aller Religionen schützen werde. Am 15. Mai 1948 griffen fünf arabische Staaten Israel an. Im Israelischen Unabhängigkeitskrieg eroberten die israelischen Streitkräfte große Teile des ehemaligen Mandatsgebiets, verloren jedoch das jüdische Viertel der Jerusalemer Altstadt und den Osten der Stadt an Jordanien. Die jüdische Bevölkerung wurde aus Ostjerusalem vertrieben, das jüdische Viertel in der Altstadt zerstört, und der Zugang zur Klagemauer, dem heiligsten Ort des Judentums, blieb Juden fortan verwehrt. 1949 wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Jerusalem blieb bis 1967 in das israelische Westjerusalem und das jordanische Ostjerusalem geteilt.

Am 4. Januar 1950 erklärte Israel Jerusalem zu seiner Hauptstadt. König Abdallah Ibn Husain I. von Jordanien annektierte darauf das von seinen Truppen eroberte Westjordanland und Ostjerusalem. Nur Pakis-tan erkannte dies an, Großbritannien erkannte nur die Annexion des Westjordanlandes an.

Im Sechstagekrieg vom 5. bis 10. Juni 1967 wurde Ostjerusalem mit der Altstadt von den israelischen Truppen zurückerobert. Israel verweigerte den Muslimen den Zugang zu ihren heiligen Stätten nicht, sondern unterstellte den Tempelberg einer muslimischen Verwaltung (WAQF).

Das Jerusalemgesetz, das am 30. Juli 1980 von der Knesset verabschiedet wurde, fasste beide Stadtteile und einige Umlandgemeinden zusammen und erklärte Jerusalem zur untrennbaren Hauptstadt Israels. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erklärte die Annexion Ostjerusalems für nichtig (UN-Resolution 478). 1988 gab Jordanien seinen Anspruch auf Souveränität über das Westjordanland und damit auch auf Ostjerusalem auf. Im selben Jahr rief die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO den Staat Palästina aus und erklärte Jerusalem zu seiner Hauptstadt.

In der Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung Palästinas, die Israel und die PLO am 13. September 1993 unterzeichneten, wurde die palästinensische Selbstverwaltung, wie sie in zwei Formen für das Westjordanland festgeschrieben wurde (Gebiete A und Gebiete B), für keinen Teil Jerusalems übernommen.

Vergleiche auch Artikel: Faszination Jerusalem

Welche Gebiete gehören zu Israel?
Die Herrschaft des geistlichen Israels
Die geschichtlichen Wurzeln des Nahost-Konflikts
Der Nahe Osten – Brennpunkt im 20. Jahrhundert
Blickpunkt Naher Osten
Israel gehört nach dem Koran den Juden
Jerusalem als Israels Hauptstadt ist eine islamische Prophezeiung

Faszination Jerusalem

Jerusalem ist eine besondere Stadt. Juden, Christen und Muslime verbinden Teile ihres Glaubens mit diesem Ort. In Sacharja 12,3 steht: „Zur selben Zeit will ich Jerusalem zum Laststein für alle Völker machen. Alle, die ihn wegheben wollen, sollen sich daran wund reißen; denn es werden sich alle Völker auf Erden gegen Jerusalem versammeln. Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher zurichten für alle Völker.“

Jerusalem ist nach jahrhundertelanger völliger Bedeutungslosigkeit in den Fokus der gesamten Weltöffentlichkeit gerückt. Alle scheinen ihren Auftrag darin zu sehen, für Jerusalem eine Lösung zu finden. Moshe Amirav, der im Jahr 2000 bei der Begegnung zwischen Clinton, Arafat und Barak in Camp David zugegen war, sagte einmal zu Hanspeter: „Über alles hätte man sich einigen können – nur nicht über den Tempelplatz. Was diesen besonderen Ort angeht, brauchen wir neue, kreative Ideen.“

Muslime richten ihr Augenmerk erst seit 1967 vermehrt auf Jerusalem, nachdem Israel die Kontrolle über die Stadt übernommen hat. Der Felsendom mit seiner goldenen Kuppel wurde zum Symbol des Widerstandes gegen Israel, obwohl die Verwaltung des Tempelberges stets bei den Muslimen blieb. Aus religiöser Sicht spielt der Felsendom kaum eine Rolle. Er ist ein Gebetshaus für Frauen. Wenn Muslime auf dem Tempelplatz beten, wenden sie dem sagenumwobenen Felsen den Rücken zu, da sie am Südrand in und um die Al-Aqsa-Moschee Richtung Mekka beten.

Interessant ist, dass Jerusalem, auf Arabisch Al Kuds (Die Heilige), im Koran nicht erwähnt ist. Als Mohammed 622 n. Chr. aus seiner Heimatstadt Mekka nach Medina floh, betete er nach jüdischer Sitte Richtung Jerusalem, so wie es auch die Gewohnheit des Propheten Daniel in der Bibel war (Daniel 6,11). Die Juden lehnten jedoch den neuen Glauben Mohammeds ab. So entstand ab 624 n. Chr. nach Sure 2,142–152 die neue Gebetsrichtung nach Mekka.

Immer wieder wird behauptet, Mohammed sei in Jerusalem in den Himmel gefahren. In Sure 17,1 steht: „Preis Ihm, der bei Nacht seinen Diener hinweg führte von der Heiligen Moschee zu der Fernen Moschee“ (nach der Übersetzung von Ahmadeyya). Die „Heilige Moschee“ wird allgemein in Mekka angesiedelt. Mohammed kann nach seiner Flucht nach Medina frühestens ab 628 wieder an diesem Ort gewesen sein, da erst der Friedensvertrag mit Mekka den Besuch dieser Stadt ermöglichte. Was jedoch mit der „Fernen Moschee“ gemeint ist, wirft Fragen auf. Ab 628 befand sich Jerusalem wieder unter christlich-byzantinischer Herrschaft. Auf dem Tempelplatz stand die Ruine der Marienkirche, die vom oströmischen Kaiser Justinian um 530 n. Chr. am südlichen Rand des riesigen Areals erbaut worden war. Das Gebiet der Byzantiner wird im Koran (Sure 30,3) als das „Land nahebei“ bezeichnet. Deshalb ist der Begriff „fern“ unpassend.

Nach dem Tod Mohammeds (632 n. Chr.) wurde Jerusalem 638 n. Chr. vom zweiten Kalifen Umar erobert und fiel so in den islamischen Machtbereich. Als im islamischen Bürgerkrieg die Wallfahrt nach Mekka unmöglich wurde, errichtete Abd al-Malik den Felsendom als alternative Kultstätte (687–691 n. Chr.), da hier der Felsen verehrt wurde, auf dem Abraham seinen Sohn hätte opfern sollen. Nachdem der Felsendom fertig gestellt war, ließ Abed al-Malik die steinerne Al-Aqsa-Moschee („el-Masgid al-Aqsa“, d.h. „Fernste Moschee“) auf den Grundmauern der Marienkirche errichten. Die Moschee wurde 707 n. Chr. unter Abd al-Maliks Sohn Kalif al-Walid I. fertig gestellt.

Juden haben einen tiefen religiösen Bezug zu Jerusalem. Ihr traditioneller gegenseitiger Gruß am Ende des Eröffnungsabends am Pessach-Fest lautet: „Nächstes Jahr in Jerusalem.“ Dennoch bestand unter den Juden bis 1880 kein allgemeines Interesse, sich in Jerusalem wieder anzusiedeln. Viele wundern sich heute darüber, denn Juden erwarten kein jenseitiges Leben in einem himmlischen Jerusalem, sondern eine Auferstehung in ein sichtbares Friedensreich auf dieser Erde, das von Jerusalem ausgehen und durch den Messias errichtet werden wird. In der Bibel finden wir die Beschreibung des kommenden Königreichs unter anderem in Jesaja 11. In Jesaja 2,4 steht dazu Folgendes: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Als König David Jerusalem vor rund 3000 Jahren eroberte, machte er die Stadt zum Regierungssitz. Indem er die Bundeslade in die „Davidsstadt“ holte und durch seinen Sohn Salomo den Tempel errichten ließ, wurde Jerusalem zum religiösen Zentrum des Judentums. In 2. Chronik 6,6 steht, dass Gott sich mit diesem Ort verband: „Aber Jerusalem habe ich erwählt, dass mein Name dort sei, und David habe ich erwählt, dass er über mein Volk Israel König sei.“ Bei der Einweihung des ersten Tempels erfüllte Gottes Gegenwart als sichtbares Zeichen den Tempel (2. Chronika 5,14; 7,1). In Joel 4,17 steht: „Ihr sollt’s erfahren, dass ich, der HERR, euer Gott, zu Zion auf meinem heiligen Berge wohne. Dann wird Jerusalem heilig sein, und kein Fremder wird mehr hindurchziehen.“

Christen sehen in Jerusalem ein Symbol für das himmlische Jerusalem. Durch Jesus offenbarte sich der unsichtbare Gott. Jesus lehrte, wirkte, starb und erstand vom Tod in Jerusalem. Jesus war der erste, der von einem transzendenten Jerusalem sprach, in dem alle Menschen, die mit ihm leben, eine Wohnung erhalten werden (Johannes 14,2). Diese übersinnliche Welt durchdringt schon jetzt unsere Dimension, ist aber nicht an Raum und Zeit gebunden. In Jesus wurde diese Realität in Jerusalem sichtbar und wird, nach den Aussagen der Engel bei seiner Himmelfahrt, nochmals bei seiner Wiederkunft auf dem Ölberg wahrnehmbar werden (Apostelgeschichte 1,11).

Das irdische Jerusalem rückt daher bei Christen in den Hintergrund. Jerusalem ist Schauplatz der Offenbarung Gottes, aber nicht Ziel des Glaubens wie im Judentum. Deshalb ist nicht das irdische Jerusalem das Hauptthema im christlichen Glauben, sondern das himmlische Jerusalem. Dieses wird im letzten Buch der Bibel, in Offenbarung 21 und 22, beschrieben.

In Offenbarung 21,3 und 4 steht: „Hier wird Gott mitten unter den Menschen sein! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Ja, von nun an wird Gott selbst in ihrer Mitte leben. Er wird alle ihre Tränen trocknen, und der Tod wird keine Macht mehr haben. Leid, Klage und Schmerzen wird es nie wieder geben; denn was einmal war, ist für immer vorbei.“

Jerusalem steht für Gottes Gegenwart und die Gemeinschaft mit ihm. Paulus sagt in Römer 8,32.34–35: „Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dem Tod ausgeliefert. Sollte er uns da noch etwas vorenthalten?“ „Denn ich bin ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt.“

Ölberg

Der Ölberg ist eine Erhebung östlich der Altstadt von Jerusalem. In den meisten Sprachen nennt man ihn „Olivenberg“. Die Hügelkette, zu der er gehört, erreicht eine Höhe von 827 Metern ü. M. Der eigentliche Ölberg mit der Himmelfahrtskuppel ist 809 Meter hoch. Auf dem Ölberg befinden sich unzählige jüdische Gräber. Am Hang selbst und auf der Anhöhe stehen Kirchen verschiedener Glaubensgemeinschaften.

Der Ölberg wird im Neuen Testament mehrfach in Verbindung mit Jesus Christus erwähnt. So zog Jesus vom Ölberg aus in Jerusalem ein (Lukas 19,28–40). An der Stelle, an der heute die Kapelle „Dominus Flevit“ steht, weinte Jesus über den kommenden Untergang Jerusalems (Lukas 19, 41–45). Im Garten Gethsemane, am Fuße des Berges, wurde er verhaftet (Matthäus 26). Zuletzt fuhr Jesus vom Ölberg in dem Himmel auf (Lukas 24,50) und wird nach Aussage der Engel am selben Ort wieder auf die Erde zurückkommen (Apostelgeschichte 1,11).

 ©2 Oelberg

64. Am Ziel

„Zuerst gehen wir zur Klagemauer, dann zur Grabeskirche, danach die Via Dolorosa entlang, durch das Löwentor zum Garten Gethsemane und weiter an den jüdischen Gräbern vorbei auf den Ölberg“, erklärt Hanspeter unsere Route am letzten Morgen. „

Schritt für Schritt kommen wir auf der steilen Straße unserem Ziel näher. Unsere Ankunft am Ziel ist nicht in Worte zu fassen. Das Herz jubelt voller Dank! „Danke, Herr, dass du uns durch Sonne und Regen bis hierher geführt und begleitet hast. Du hast uns reich beschenkt! Danke für alle Bewahrung und danke für die vielen Menschen, die uns geholfen haben. Segne sie reichlich dafür! Und segne auch die Bewohner Jerusalems. Gib ihnen deinen Frieden ins Herz“, beten wir.

„Ihr habt es also getan! Ihr habt es geschafft! Halleluja! Als ich das Bild von euch mit dem Transparent sah, fand ich keine Worte. Lediglich ein ‚wow‘ kam über meine Lippen und meine Augen füllten sich mit Freudentränen. Ich glaube, ein zweites Mal würden meine Nerven euer Abenteuer nicht überstehen…“.

Wir sind dankbar, nicht sofort ins Flugzeug steigen und nach Hause fliegen zu müssen.

Am folgenden Tag erscheint im jüdischen Wochenmagazin ein kurzer Artikel zu diesem besonderen Festtag. Mit Erstaunen lesen wir die Überschrift: „Das Weltenbummler-Ehepaar Obrist an der Schweizer Nationalfeier in Tel Aviv“.

Seit unserer Wanderung von Basel nach Jerusalem lesen wir die folgende Zusage, die Jesus uns im Johannesevangelium gibt, mit neuen Augen: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Johannes 7,37

©1108 (9) Strassenbahn in Jerusalem

©110708 (1) Hurva Synagoge im jüdischen Viertel der Altstadt

©110708 (2) Jerusalem

©110708 (3) Klagemauer

©110708 (5) Auf dem Markt

©1108 (11) Grabeskirche

©110708 (6) Beim Löwentor vor dem Aufstieg zum Ölberg

©110708 (7) Jerusalem

©110708 (8) Auf dem Ölberg - Hier wird Jesus wieder auf die Erde zurückkehren (Apostelgeschichte 1)

©110708 (9) Wir haben den Psalm 121 nicht nur gelesen, sondern täglich erlebt

©110708 (10) Halleluja

©110708 (12) Von Basel bis nach Jerusalem haben wir Gottes Treue täglich erlebt

©Kuss

En Kerem

En Kerem (Quelle des Weinbergs) ist eine Ortschaft innerhalb der heutigen Stadtgrenzen Jerusalems. Gemäß archäologischen Funden war En Kerem seit der Bronzezeit besiedelt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um das biblische Beth Kerem (Jeremia 6,1 und Nehemia 3,14).

Hier wurde nach christlicher Überlieferung Johannes der Täufer geboren. In der Bibel steht im Lukasevangelium, dass Maria „in eine Stadt im Bergland von Judäa“ ging (Lukas 1,39), als sie Zacharias und Elisabeth, die Eltern von Johannes, besuchte. Theodosius schrieb 530, dass die Distanz zwischen Jerusalem und dem Ort, in dem Elisabeth wohnte, acht Kilometer betrug.

©16 Ein Kerem

63. Jerusalem

Nachdem wir in Latrun übernachtet haben, starten wir morgens um fünf Uhr Richtung Jerusalem. Um sechs Uhr knipst Hanspeter ein Foto von Annemaries verschwitzten Hosenbeinen.

„Das ist die Burma-Straße“, bemerkt Hanspeter wenig später auf einem Waldweg. „Weil die Juden die normale Straße von Tel Aviv nach Jerusalem während des Krieges 1948 nicht benutzen konnten, bauten sie innerhalb von nur acht Wochen diese 26 Kilometer lange Behelfsstraße, um die Menschen in Jerusalem mit den dringend benötigten Lebensmitteln versorgen zu können. Da die Beteiligten unter großen Gefahren arbeiten mussten, wurde diese Straße zum Symbol für Mut und Entschlossenheit.“ Wir machen eine kurze Filmaufnahme.

In En Kerem filmen wir abends die erste Ortstafel mit der Aufschrift „Jerusalem“. Ein ganz besonderer Moment!

„Unsere Freude über die Treue Gottes auf unserer Reise ist unbeschreiblich. Morgen packen wir ein letztes Mal unseren Rucksack und steigen auf den Ölberg“, schreiben wir unseren Freunden.

©110705 (1) Aufbruch in Latrun

©110705 (2) Morgenstimmung

©110705 (3) Blick Richtung Modi'in

©110706 (1) Brücke in Jerusalem

Latrun

Der Ort Latrun liegt etwa 30 Kilometer westlich von Jerusalem im Ajalon-Tal, an der Verbindungsstraße zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Seit 2003 kann in Latrun der Miniatur-Freizeitpark Mini-Israel mit 350 Modellen von Sehenswürdigkeiten aus dem ganzen Land besichtigt werden.

Die Ortschaft beherbergt zudem seit 1890 ein Trappistenkloster. Oberhalb des Klosters, auf dem Hügel der alten Kreuzfahrerburg, lebt seit über 30 Jahren eine kleine Gemeinschaft der Jesus-Bruderschaft. Deren Gebäude bestehen zum Teil aus Mauern der ehemaligen Burg. Die Festung wurde im 12. Jahrhundert errichtet und diente damals der Sicherung der Pilger- und Heerstraße von Jaffa nach Jerusalem.

Im israelischen Unabhängigkeitskrieg von 1948 fand hier einer der erbittertsten Kämpfe zwischen Israelis und Arabern statt. Es ging um die Kontrolle der Straße nach Jerusalem.

Latrun befindet sich auf der sogenannten Grünen Linie. Der Name geht auf die grüne Tinte zurück, mit der 1949 die vereinbarte Waffenstillstandslinie zwischen Israel und Jordanien auf der Landkarte eingezeichnet wurde. In den Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern spielt die Grüne Linie eine wichtige Rolle, da sie von der palästinensischen Seite als Grundlage für eine zukünftige Grenzziehung angesehen wird. Gemäß dem Waffenstillstandsabkommen von 1949 musste die Straße von Tel Aviv nach Jerusalem für den israelischen Verkehr geöffnet werden. Jordanien ignorierte jedoch die Vereinbarung. Aus diesem Grund benutzten die Israelis bis zum Sechstagekrieg im Jahr 1967 einen Umweg über die sogenannte Burma-Straße.

Im Gebiet von Latrun fand im 13. Jahrhundert v. Chr. der Kampf Joschua Ben Nuns gegen fünf Amoriterkönige statt. Nach biblischer Überlieferung stand die Sonne aufgrund des Gebetes von Joschua still. So konnte der Kampf am Freitag, noch vor dem Schabbat, siegreich zu Ende geführt werden (Josua 10,12–13).

©110703 (11) Am Abend wandert es sich wieder leichter

Zwischen Tel Aviv und Latrun