Alle Beiträge von bj

52. Streit, Neid und Naturwunder in Kappadokien

„So günstig finden wir nicht so schnell wieder etwas so Praktisches“, ist für Annemarie klar. Kleider kaufen gehört nicht zu Hanspeters Lieblingsbeschäftigungen und er tut es nur im Notfall. Wir sind sehr unterschiedlich. Doch in den beinahe 24 Ehejahren haben wir gelernt, unserer Gegensätzlichkeit positiv zu nutzen.

„Die Leute hier haben Paulus und Barnabas ja gar nicht aus theologischen Gründen widersprochen, sondern aus purem Neid“, stellen wir in Antiochia fest. „Auch heute sprechen wir Menschen einander so selten freundliche und ermutigende Worte zu. Oft wird nur kritisiert und schlecht geredet. Ist daran der Neid Schuld?“, fragt Annemarie. Erst kürzlich ist uns aufgefallen, dass die Brüder von Josef aus Neid kein freundliches Wort mehr für ihn hatten (1. Mose 37,4). „Das liest sich ja wie ein Krimi.“ Wir sind fasziniert von der Reisebeschreibung im Neuen Testament.

©110408 (9) Hadrianstor in Antalya

Hadrianstor

©110408 (3) Antalya

©110408 (5) Antalya

©110408 (8) Antalya

©110408 (7) Antalya

51. Tankstellenfrühstück in den türkischen Bergen

Noch immer fallen wir darauf herein, etwas zu glauben, nur weil es jemand aufgeschrieben hat. Und dabei haben wir ja bereits in Griechenland den Satz gehört: „Glauben Sie doch nicht alles, was im Internet steht.“ Am Ziel angekommen, erwartet uns auch tatsächlich ein Hotel, allerdings ein halb zerfallenes.

Eine derart unverblümte Absage haben wir nicht erwartet. Sehen die Leute denn nicht, dass wir zwei harmlose Schweizer sind? Wir geben nicht auf, doch jeder kreative Vorschlag unsererseits stößt am Ende immer auf Ablehnung.

©110331 (2) Damit es auch bei der Baustelle nicht an heissem Tee fehlt

©110403 (2) Caykocher in Sögüt

©110402 (4) Auf der Hochebene nach Kumafsan

©110404 (2) Es ist nass und kalt

Am Abend werden wir an einer Tankstelle auf 1500 Metern bei sehr niedrigen Temperaturen überaus freundlich begrüßt. Bis jetzt mussten wir in der Türkei wie auch in Griechenland oft lange und ausführlich erklären, dass wir nicht mehr und nicht weniger als einen geschützten Platz für unser Zelt suchten. Vielfach begegnete uns dabei Unverständnis. Mustafa bildet eine große Ausnahme. Er serviert uns warmen Tee, zeigt auf den Rohbau eines Restaurants und sagt: „Ich weiß, was ihr braucht…

Dass unsere Ehe immer noch so gut funktioniert und wir in sieben Tagen 240 Kilometer über die Berge zurücklegen konnten, ist für uns ein kleines Wunder und zugleich auch ein unverdientes Geschenk Gottes.

Insel Patmos

Trotz ihrer geringen Größe ist Patmos eine der bedeutenderen griechischen Inseln der östlichen Ägäis. Ihre lang gestreckte Bucht eignet sich hervorragend als Hafen. Patmos gilt orthodoxen Christen als „Heilige Insel“ und ist alljährlich Ziel mehrerer großer Wallfahrten.

Den Römern diente Patmos als Verbannungsort. Im Jahre 95 n. Chr. wurde der Apostel Johannes von Kaiser Domitian nach Patmos verbannt. Während seines Aufenthaltes auf der Insel (Offenbarung 1,9) hatte Johannes mehrere Visionen, in denen er das Ende der Welt sah. An der Stelle, an der er die Offenbarung empfing, befindet sich heute die Johannesgrotte.

Neben der Johannesgrotte gehört das höher gelegene Johanneskloster zu den wichtigsten Heiligtümern der griechisch-orthodoxen Kirche. Das Johanneskloster wurde 1088 von einem Mönch mit Unterstützung des byzantinischen Kaisers Alexios I. auf den Ruinen eines antiken Artemis-Tempels gegründet. Zu den Schätzen der Klosterbibliothek zählen Teile des Markusevangeliums aus dem 6. Jahrhundert und ein Text aus dem Buch Hiob aus dem 8. Jahrhundert.

©110326 (10) Auf der Insel Patmos

©110326 (11) Chora

Chora auf Patmos

©110326 (12) Chora

©110326 (13) Chora

©110326 (14) Auf der Insel Patmos

©110325 Auf der Insel Patmos

©110326 (1) Grotte der Offenbarung und Kloster von Patmos

Unten Johannesgrotte – Oben Johanneskloster

©110326 (2) Die Grotte der Offenbarung

Johannesgrotte

©110326 (3) Der Apostel Johannes empfängt auf der Insel Patmos die Offenbarung

©110326 (4) Ausblick von der Grotte der Offenbarung

©110326 (5) Skala

Skala Patmos

©110326 (6) Kloster von Patmos

Johanneskloster auf dem Berg

©110326 (7) Insel Patmos

©110326 (8) Auf der Insel Patmos

Insel Kos

Die griechische Insel Kos liegt in der östlichen Ägäis unweit der türkischen Küste. In der Antike war Kos Sitz einer Ärzteschule, die von Hippokrates von Kos (460–370 v. Chr.), dem bekanntesten Arzt des Altertums, geleitet wurde. Diese Schule zeichnete sich durch genaue Fallstudien aus und ist durch den Eid des Hippokrates bekannt, den die Ärzte beim Antritt ihres Berufs ablegten.

Paulus reiste über Kos nach Rhodos, Patara und schließlich nach Jerusalem (Apostelgeschichte 21,1).

©110323 (4) Kos (Apostelgeschichte 21)

Hafen von Kos

©110324 Antikes Kos

Antikes Kos

50. Computerkurs-Überraschung in Kos

Nach einem Streifzug durch die antike Stadt Milet und einem umwerfenden Froschkonzert, von dem sich Annemarie beinahe nicht trennen kann, reisen wir weiter nach Bodrum. Dieser Ausflug stand ursprünglich nicht auf unserem Reiseprogramm.

Einen Tag nach Babettes E-Mail landen wir bei strahlend blauem Himmel tatsächlich auf der Insel Patmos, dem Ort, an dem der Apostel Johannes den Text der Offenbarung geschrieben hat. Auf unserer Reise nach Jerusalem beschäftigen wir uns also hier auf Patmos mit dem neuen Jerusalem.

©110323 (1) Bodrum

Bodrum

©110323 (2) Zwischen Bodrum und Kos

Zwischen Bodrum und Kos

©110323 (3) Ankunft in Kos

Ankunft in Kos

Milet

Milet war eine antike Stadt nahe der Ortschaft Balat in der heutigen türkischen Provinz Aydın. Das antike Milet lag auf einer Halbinsel und verdankte seine besondere wirtschaftliche Bedeutung den vier als Häfen nutzbaren Buchten rund um seine Landzunge. Nach der griechischen Überlieferung wurde Milet von Kretern gegründet. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. stieg Milet zum bedeutendsten Umschlaghafen an der Westküste Kleinasiens auf und entwickelte eine beachtliche Industrie für Öl, Wolle und Textilien. Als eine der bedeutendsten griechischen Poleis (Stadtstaaten) übte Milet zeitweise die Seeherrschaft über die Ägäis aus und gründete über 80 Kolonien. Milet verwaltete zudem das Orakelheiligtum des Apollos im heutigen Didim, das mit der Stadt durch eine 15 Kilometer lange Prozessionsstraße verbunden war. Der Apollon-Tempel war das drittgrößte griechische Heiligtum in archaischer Zeit und das größte in der hellenistischen Epoche.

Im 6. Jahrhundert v. Chr. wirkte Thales von Milet, der als einer der Begründer von Philosophie und Wissenschaft gilt, in der Stadt. 494 v. Chr. wurde Milet durch die Perser erobert und zerstört. In der römischen Kaiserzeit blühte die Stadt noch einmal auf, was sich an der stattlichen Anzahl prunkvoller Bauten aus jener Zeit widerspiegelt, blieb jedoch von untergeordneter Bedeutung, da die Römer Ephesus als Provinzhauptstadt bevorzugten. Das römische Markttor von Milet ist heute im Pergamonmuseum Berlin zu besichtigen. Im späteren 6. Jahrhundert erfuhr Milet nochmals eine Blüte und wurde sogar Bischofssitz. Durch die Verlandung des Hafens verlor Milet schließlich seine Bedeutung.

Paulus verabschiedete sich in Milet vor Antritt seiner Rückreise nach Jerusalem von den Leitern der christlichen Gemeinde aus Ephesus (Apostelgeschichte 20,15–38).

©110322 (6) Auch Paulus besuchte Milet (Apostelgeschichte 20)

©110322 (2) Milet mit Sicht auf den antiken Hafen

©110322 (3) Hafenmonument im antiken Hafen von Milet

©110322 (5) Milet

Izmir (Smyrna)

Izmir, mit antikem Namen Smyrna, ist die drittgrößte Stadt der Türkei und liegt an der türkischen Ägäisküste.

Schon die Luwier, Hethiter und Phryger besiedelten dieses Gebiet. Die Stadt Smyrna wurde 1000 v. Chr. als griechische Kolonie gegründet. Zu einer ersten Blüte gelangte Smyrna im 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr. Die strategische Lage am Meer und das ausgezeichnete Klima im Hinterland begünstigten den Aufstieg der Stadt. In römischer Zeit zählte Smyrna neben Ephesus und Pergamon zu den drei größten Städten der Provinz Asia. Die Überreste des antiken Stadtzentrums von Smyrna kann man heute noch in Izmir besichtigen.

In den Sendschreiben des Johannes an die sieben Gemeinden wird auch Smyrna erwähnt (Offenbarung 2,10–11). Die Christen in Smyrna werden von Jesus ermutigt, bis in den Tod treu zu bleiben. Den Überwindern verspricht Jesus den Siegeskranz des Lebens.

©110320 (2) Agora von Smirna - Izmir

Ausgrabungen von Smyrna

©110320 (3) Ausgrabung von Smirna - Izmir

©110320 (4) Izmir

©110320 (5) In Izmir

Ephesus

Die antike Stadt Ephesus, oder Efes auf Türkisch, lag in der Nähe der heutigen Stadt Selçuk an der Westküste Kleinasiens. Ihre Überreste stellen eine der touristischen Hauptattraktionen der Türkei dar.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde Ephesus zur Hafenstadt umgebaut und kam 133 v. Chr. zum Römischen Reich. Die Römer machten Ephesus zur Hauptstadt der Provinz Asia mit Sitz des römischen Statthalters, worauf die Stadt rasch auf über 200 000 Einwohner anwuchs. Damit gehörte Ephesus neben Pergamon und Smyrna zu den drei größten Städten der Provinz Asia. Der Hafen von Ephesus diente unter anderem als Umschlagplatz für den Sklavenhandel. Mit dem Tempel der Artemis, der auch Diana genannten Fruchtbarkeitsgöttin, beherbergte Ephesus eines der Sieben Weltwunder der Antike. In byzantinischer Zeit, ab dem 6. Jahrhundert, begann der Niedergang der Stadt vor allem durch die zunehmende Versandung des Hafens.

Ephesus ist auch im Zusammenhang mit der Entwicklung des Christentums von Bedeutung. Apollos verkündete dort Jesus als jüdischen Messias. Später lebte der Apostel Paulus während seiner dritten Reise mehr als zwei Jahre in Ephesus (Apostelgeschichte 19,10) und predigte „das Reich Gottes“. Dabei geschahen viele Wunder, was den Unwillen der Gewerbetreibenden erregte, die um ihr Geschäft mit religiösen Souvenir- und Kultgegenständen rund um die „Diana der Epheser“ fürchteten. Sie zettelten einen Aufruhr an, der im großen Theater endete. Das Theater von Ephesus war mit 25 000 Sitzplätzen ausgestattet. Ein Brief, den Paulus an die Epheser schrieb, findet sich in der Bibel.

In den Überresten der Johanneskirche in Selçuk befindet sich das Grab des Apostels Johannes, der auf der Insel Patmos die Offenbarung schrieb. Darin ist auch das Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus enthalten (Offenbarung 2,1–7). Jesus fordert die Gemeinde auf, zur hingebungsvollen Liebe zurückzukehren. Den Überwindern verspricht er Früchte vom Baum des Lebens.

Im Jahr 431 tagte in Ephesus das von Kaiser Theodosius II. einberufene Dritte Ökumenische Konzil. Tagungsort war vermutlich die sogenannte Marienkirche. Während des Konzils wurde diskutiert, ob Maria „Christusgebärerin“ oder „Gottesgebärerin“ sei. Grundlage der Diskussion bildete das Selbstzeugnis von Jesus, eins mit dem Vater zu sein (Johannes 10,30) und die Aussage des Apostels Johannes, das Wort sei Fleisch geworden (Johannes 1,14). Das Konzil von Ephesus führte zur Abspaltung der nestorianischen Bewegung. Diese breitete sich im folgenden Jahrhundert bis nach Persien, Indien und ins Kaiserreich China aus.

©110319 (1) Artemistempel in Ephesus

Überreste vom Artemistempel – einem Weltwunder

©110319 (2) Eines der sieben Weltwunder

©110319 (6) Ephesus mit der Hafenstrasse

Theater in Ephesus

©110319 (7) Kuretenstrasse in Ephesus

Hauptstrasse

©110319 (8) Celsus Biliothek in Ephesus

Celsus-Bibliothek

©110319 (5) Marienkirche in Ephesus

Ort vom Kirchenkonziel

©110319 (11) Johanneskirche in Selcuk - Ephesus

Johanneskirche mit Grab vom Johannes dem Jünger von Jesus

©110319 (12) Grab vom Apostel Johannes in Selcuk - Ephesus

49. Störche in Ephesus

Mit dem Bus machen wir einen Abstecher nach Ephesus. Wir besuchen Doris und Mihail, die dort ein christliches Café betreiben. „Wie wär’s mit einer echten Schweizer Rösti?“, schlägt Doris vor, als wir im „St. John Cafe Shop“ am Tisch sitzen. „Oh, sehr gerne!“ Einige Wochen zuvor hatte uns ein Mann in Montenegro gefragt, was wir auf unserer Reise vermissten. Wir mussten damals lange überlegen.

„Viele Touristen freuen sich, wenn sie bei uns guten Kaffee erhalten.“ Er schmeckt wirklich ausgezeichnet.

„Çay mache ich so“, fährt Doris fort und zeigt uns vor laufender Videokamera ihre Methode, dieses Getränk zuzubereiten. Mihail erzählt uns begeistert von einem Buch von Mark Wilson , das er im Café neben vielen anderen Dingen zum Verkauf anbietet. „Darin sind alle in der Türkei befindlichen biblischen Orte wunderbar beschrieben“, schwärmt er.

©110318 Schweizer Röschti in Selcuk - Ephesus

Schweizer Rösti 🙂

©110321 (4) Doris und Mihail vor ihrem St John cafe shop in Selcuk - Ephesus

Laodikeia am Lykos (Laodizea)

Laodikeia, in der Bibel Laodizea genannt, war eine antike Stadt in Phrygien und lag am Schnittpunkt wichtiger Handelsstraßen. Die Ruinen von Laodikeia befinden sich 8 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Denizli in der Türkei.

Anstelle einer älteren Siedlung namens Diospolis wurde Laodikeia Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. von Antiochos II. gegründet und nach seiner Frau Laodike benannt. In römischer Zeit war die Stadt Zentrum eines Gerichtsbezirks der Provinz Asia und übte große Anziehungskraft auf Geschäftsleute, Banker und Handwerker der damaligen Zeit aus. Das warme Thermalwasser, das vom 10 Kilometer entfernten Hierapolis nach Laodikeia geleitet wurde, verwendete man zur Herstellung einer speziellen Augensalbe, für Heilbäder und für ein neues Verfahren zur Purpurfärbung von Stoffen mithilfe einer Pflanzenwurzel. Damit erhielt die aufwändige Färbung von Stoffen mit der syrischen Purpurschnecke Konkurrenz, so dass Laodikeia bald zum größten Hersteller von Purpurstoffen im römischen Reich aufstieg und in Sachen Mode den Ton angab. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde Laodikeia zweimal, unter den Kaisern Tiberius und Nero, von Erdbeben schwer verwüstet, erholte sich aber wieder. 363–364 fand hier das „Konzil von Laodizea“ statt. Nach einem Erdbeben im Jahr 494 verlor die Stadt jegliche Bedeutung.

Laodizea wird im Neuen Testament im Kolosserbrief (Kolosser 2,1; 4,13–16) und in der Offenbarung des Johannes (Offenbarung 1,11; 3,14) erwähnt. Die Gemeinde in Laodizea ist die einzige, der Jesus im Sendschreiben kein Lob zukommen lässt (Offenbarung 3,14–22). Ihre Selbsteinschätzung, reich zu sein und keine Not zu haben, steht im krassen Widerspruch zum Urteil Christi, das sie als arm, bedürftig, elend, bemitleidenswert, blind und nackt bezeichnet. Jesus sagt in Anspielung auf die in Laodizea nur noch lauwarmen Thermen von Hierapolis: „Weil du lau bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich aus meinem Mund ausspeien.“ Es gibt eine einzige Hoffnung für die dortige Gemeinde. Jesus sagt, er stehe vor der Tür und warte darauf, eingelassen zu werden. Den Überwindern verspricht Jesus Ehrenplätze im himmlischen Reich (Offenbarung 3,20–21).

©110316 (5) Laodikeia - Laodicea

©110316 (6) Laodikeia

©110316 (7) Laodikeia

©110316 (8) Laodikeia

©110316 (9) Umgebung von Laodikeia

©110316 (4) Griechisches Theater in Laodikeia mit Pamukkale im Hintergrund