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Kolossai

Das antike Kolossai befindet sich 3 Kilometer nördlich von Honaz und 20 Kilometer östlich von Denizli in der gleichnamigen türkischen Provinz. Die antiken Nachbarstädte waren Laodizea und Hierapolis.

Kolossai wurde bislang noch nicht ausgegraben. Lediglich ein Siedlungshügel mit der Einbuchtung eines Theaters sowie einzelne Steine zeugen von der Existenz der antiken Stadt. Münzfunde belegen jedoch, dass Kolossai schon im 5. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Stadt war. Laut Xenophon (426–355 v. Chr.) war Kolossai eine der sechs größten Städte Phrygiens. Ihre Blütezeit erlebte sie unter persischer Herrschaft. Als im 3. Jahrhundert v. Chr. Hierapolis und Laodizea gegründet wurden, begann der Niedergang Kolossais, bis die Stadt schließlich durch das Erdbeben von 60 n. Chr. zerstört wurde. Trotzdem blieb sie bis ins 8. Jahrhundert bewohnt.

In Kolossai gab es wie in den Nachbarstädten schon früh eine christliche Gemeinde. Diese ist vor allem durch den Brief des Apostels Paulus bekannt (Kolosserbrief). Philemon, der Empfänger des Philemonbriefes, soll der erste Bischof von Kolossai gewesen sein.

©110316 (1) Antikes Theater in Kolossai

Antikes Theater in Kolossai

©110316 (2) Kolossai - Kolossä

Siedlungshügel von Kolossai

©110316 (3) Kolossai

Hierapolis

Hierapolis war eine antike griechische Stadt oberhalb der heutigen türkischen Kleinstadt Pamukkale. Der Ort war schon im Altertum berühmt für seine warmen Thermalquellen, deren Wasser beim Verdunsten weiße Kalk-Sinterterrassen entstehen ließ. Das Wasser diente zum Färben von Wolle. Weberei und Textilhandel brachten die Stadt zu Reichtum und Wohlstand.

Auch wenn die Stadt schon vorher bestand, stammen die ältesten Zeugnisse über Hierapolis erst aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., als sie durch Antiochos II. neu gegründet wurde, wie auch ihre Nachbarstadt Laodizea. Durch ein Erdbeben 17 n. Chr. wurde die Stadt zerstört, danach in erweiterter Form wieder aufgebaut. Im 1. und 2. Jahrhundert entstanden Thermalbäder, Brunnen, Theater und Tempel. Aus dieser Zeit stammen auch die zahlreichen Sarkophage und Gräber in der Umgebung. Der Kirchenvater Papias von Hierapolis war hier im 2. Jahrhundert Bischof. In den Papias-Fragmenten wird erwähnt, er habe die Töchter des Evangelisten Philippus, der seine letzten Lebensjahre in Hierapolis verbracht haben soll, persönlich gekannt.

In der Bibel wird Hierapolis nur einmal erwähnt. Paulus schreibt im Kolosserbrief, dass Epaphras für die Gemeinden in Kolossai, Laodizea und Hierapolis bete (Kolosser 4,12–13).

©110315 (9) Theater von Hierapolis

©110315 (3) Hierapolis

©110315 (10) Heisse Quelle von Hierapolis - Pamukkale

©110315 (11) Touristen- und Wasserströme in Pamukkale

©110315 (12) Pamukkale

Sinterterrassen in Pamukkale             

48. Wasserleitung von Hierapolis nach Laodizea

Auch wir ziehen etwas später die Schuhe aus, da man nur barfuß auf die Kalkterrassen gehen darf. Wir genießen das angenehm warme Wasser und können uns nicht sattsehen an dem herrlichen Blick über die blitzenden Terrassen, die weiten Felder und die weißen Bergspitzen am Horizont. Kein Wunder, dass dieser Ort so gerne besucht wird! Die Stadt findet in der Bibel nur einmal Erwähnung: im Brief an die Kolosser in Kapitel 4,13. Die Ruinen von Kolossai besuchen wir als Nächstes.

„Eine Tonscherbe!“, ruft Hanspeter. „Wenn ich die mitnehme, lande ich wahrscheinlich im Gefängnis.“ Markus hat uns vor der Reise gewarnt, dass es in der Türkei gefährlich werden könnte, an Ausgrabungsstätten „Souvenirs“ mitzunehmen. Da wir stets das Gewicht unserer Rucksäcke im Blick haben, ist die Versuchung dazu nicht besonders groß.

„Jetzt verstehe ich besser, weshalb in der Bibel lauwarmes Wasser mit dieser Stadt in Verbindung gebracht wird“, meint Hanspeter. „In der Antike wurde das warme Wasser von Hierapolis hierher geführt. Wahrscheinlich war es nur noch lauwarm, als es hier aus der Leitung kam.

©110315 (13) Barfuss in Pamukkale

©110315 (5) Hierapolis

47. Keine Lokomotive, kein Kran, kein Geld für ein Foto

„Da kommt eine ganz besondere Lokomotive“, sagt Annemarie in Philadelphia und beeilt sich, die Kamera hervorzuholen. Ein Lastwagen fährt mit Spezialrädern auf einem Schienenstrang über die Straße.

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„Geld, Geld“, sagt eine Marktfrau und zeigt auf unsere Kamera. „Was, jetzt will die Geld, nur weil ich von einem Marktstand ein Foto gemacht habe?“

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„Eine Schlange!“ Beide starren wir aus sicherer Entfernung auf das unbeweglich daliegende Reptil, dem wir eigentlich lieber nicht begegnet wären.

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Philadelphia

Philadelphia, das heutige Alaşehir in der türkischen Provinz Manisa, lag in der Antike an der Verbindungsstraße zwischen Sardes und Laodizea. Die Stadt wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. vom pergamenischen König Attalos II. Philadelphos gegründet. Der Name Philadelphia (Bruderliebe) geht auf die enge Beziehung zwischen Attalos und seinem Bruder Eumenes II. zurück.

In der Antike wurde Philadelphia mehrmals von Erdbeben zerstört und lag von 63 v. Chr. bis 23 n. Chr. fast vollständig in Trümmern. Die Stadt wurde jedoch immer wieder aufgebaut. Unter osmanischer Herrschaft erfolgte eine Änderung des Ortsnamens in Alaşehir (Stadt Allahs). Die christlichen Einwohner der kleinen Stadt bewahrten jedoch als einzige mitten unter der muslimischen Bevölkerung der Region den christlichen Glauben. Nach einer 1923 beschlossenen Konvention zwischen Griechenland und der Türkei musste die christliche Bevölkerung Philadelphia verlassen. Sie siedelte sich im Norden Athens an und gründete dort den Stadtteil Neu-Philadelphia.

Heute kann man von Philadelphia noch Überreste eines antiken Theaterhügels mit Steinbögen sowie die Ruinen der Johanneskirche aus dem 6. Jahrhundert besichtigen.

An die Gemeinde in Philadelphia ist das in Offenbarung 3,7–13 überlieferte Sendschreiben gerichtet. Jesus hebt darin die Standhaftigkeit der Gläubigen hervor und die treue Verkündigung des Wortes Gottes. Den Überwindern verspricht Jesus das Bürgerrecht im neuen himmlischen Jerusalem.

©110311 (1) Johanneskirche aus dem 6 Jh in Philadelphia - Alasehir

Johanneskirche in Philadelphia

©110311 (2) Blick von der Akropolis in Philadelphia - Alasehir

©110311 (3) Blick von der Akropolis in Philadelphia - Alasehir

©110311 (4) Antikes Philadelphia auf der Akropolis in Alasehir

Reste vom Theater auf der Akropolis

Sardes

Die antike Stadt Sardes befindet sich 10 Kilometer westlich von der heutigen Stadt Salihli in der türkischen Provinz Manisa. Sardes, in persischer Zeit die Hauptstadt des Königreichs Lydien, war Ausgangspunkt der 2500 Kilometer langen persischen Königsstraße nach Persepolis. Bereits die Hethiter nutzten diese Strecke als wichtige Verbindungsstraße.

Unter Alexander dem Großen wurde Sardes 334 v. Chr. von den Griechen eingenommen. Anschließend wurden dort jüdische Kriegsveteranen angesiedelt. 133 v. Chr. kam Sardes zum Römischen Reich und wurde Hauptort eines Gerichtsbezirks der Provinz Asia. Sardes galt als Zentrum der Herstellung von Teppichen und des Färbens von empfindlichem Wollmaterial. Dazu bildeten Goldgewinnung und Handel reiche Einnahmequellen. 17 n. Chr. wurde die Stadt von einem schweren Erdbeben heimgesucht, danach jedoch wieder aufgebaut. In byzantinischer Zeit verlor Sardes zunehmend an Bedeutung.

Entlang der heutigen Hauptstraße kann man Überreste der antiken Stadt Sardes besichtigen. Südlich der Straße findet sich ein Artemistempel, der vom 4. bis 2. Jahrhundert v. Chr. erbaut wurde, nördlich der Straße das rekonstruierte Gymnasion (Trainingsstätte der Athleten) aus dem 3. Jahrhundert und daneben die reich mit Fußbodenmosaiken ausgestattete Synagoge, die vermutlich aus derselben Zeit stammt. An ihrer Längsseite sind noch Reste von Wohn- und Geschäftshäusern zu sehen.

Die Gemeinde in Sardes empfängt durch Johannes ein Sendschreiben, in dem Jesus ihren geistlichen Zustand bemängelt (Offenbarung 3,1–6). In den Augen von Jesus ist die christliche Gemeinschaft in Sardes zwar aktiv, doch der lebendige Glaube fehlt. Die Gemeinde wird aufgefordert aufzuwachen. Den Überwindern verspricht Jesus weiße Kleider und sein persönliches Einstehen für sie vor dem himmlischen Vater.

©110307 (1) Synagoge in Sardes

Synagoge von Sardes

©110307 (2) Sardes

Gymnasion

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Tempel in Sardes

©110307 (6) Sardes

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Thyatira

Thyatira in Lydien, heute Akhisar in der türkischen Provinz Manisa, war in der Antike eine bedeutende Handels- und Industriestadt an der Straße von Pergamon nach Sardes. Thyatira war eine der ersten Städte, in der Geld als Zahlungsmittel verwendet wurde. 129 v. Chr. fiel Thyatira an Rom und gehörte fortan zur Provinz Asia. Thyatira war für seine Textilindustrie und Purpurfärberei bekannt. So stammte auch die Purpurhändlerin Lydia in Philippi aus dieser Stadt (Apostelgeschichte 16,14).

Die Ausgrabungen von Thyatira befinden sich im Zentrum der Stadt Akhisar. Zu sehen sind vor allem Ruinen aus nachbiblischer Zeit: eine Basilika aus dem 5./6. Jahrhundert an der Stelle der früheren Agora (Stadtplatz) sowie Reste von Säulenstraßen und Bogengängen aus dem 4. Jahrhundert.

Die Christen in Thyatira erhalten als vierte Gemeinde ein sogenanntes Sendschreiben von Johannes (Offenbarung 2,18–29). Der auferstandene Jesus weist die Gemeinde zurecht, weil sie jemanden in ihrer Mitte duldet, der zu sexuellen Ausschweifungen und Götzenopfern ermutigt. Doch es gibt in Thyatira auch Christen, die sich nicht in diese Praktiken hineinziehen lassen. Diesen verspricht Jesus eine leitende Stellung im zukünftigen Reich Gottes.

©110305 (5) Thyatira in Akhisar

©110305 (6) Filmaufnahmen in Thyatira

46. Weiß wie Schnee

„Die Wetteraussichten sind schlecht. Es ist wieder Schnee angesagt. Das hätte ich Anfang März nicht erwartet.

Kurz vor Thyatira beobachten wir, wie ein älteres Ehepaar mit Pferd und Wagen im Wald arbeitet. Nicht weit davon entfernt zeigt uns eine junge Frau strahlend ihre Brotlaibe, die sie im alten Steinofen vor dem Haus bäckt. In der Stadt stellt ein Mann stolz sein selbst angefertigtes Holzrad vor uns hin. Solche Räder haben wir schon oft in Gebrauch gesehen. Und dann wieder der typische Gegensatz in einem Schaufenster: ein hypermodernes Kinderbett in Form eines Autos, ausgefallene Möbel sowie Kleider nach dem neusten Trend.

©110304 (4) Waldarbeiten

©110304 (2) Hajar zeigt uns ihre selbst gebackenen Brote

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„Schon wieder“, murmelt Hanspeter. Ein Polizeiauto kommt uns entgegen, um dann im Schritttempo an uns vorbeizufahren. Die Hupe ertönt.

Wir haben wirklich schon viel gesehen, aber das hier übertrifft alles Dagewesene. Der Teppich, die Wolldecke, das Kissen – alles ist weiß übersät mit abgeblätterter Farbe. „Heute verzichte ich auf die Dusche“, erklärt Annemarie, die sonst gar nicht heikel ist. „Und du?“ „Nein, danke!“ Das gibt es selten. Annemarie öffnet die Balkontür und verzieht das Gesicht: „Hier liegen …“

Pergamon

Pergamon war eine antike griechische Stadt nahe der Westküste Kleinasiens in der heutigen türkischen Provinz Izmir. Die Entfernung zum Meer betrug 26 Kilometer. Pergamon war für das Pergament namensgebend, das einer alten Legende zufolge hier erfunden worden sein soll. Der heutige Name der Stadt lautet Bergama.

Während des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. war Pergamon Hauptstadt des Pergamenischen Reiches, das sich über weite Teile des westlichen Kleinasien erstreckte. In dieser Zeit wurde Pergamon unter den Brüdern Eumenes II. und Attalos II. mit monumentalen Bauten ausgestattet, mit dem Ziel, ein zweites Athen zu schaffen. Die Stadt wurde damit zu einem der bedeutendsten Kulturzentren des Hellenismus.

133 v. Chr. fiel das Königreich Pergamon durch Erbschaft an die Römer, die es in Provinz Asia umbenannten. Kaiser Augustus ließ in Pergamon im Jahr 29 v. Chr. den ersten Kaiserkulttempel der Provinz errichten. Mitte des 2. Jahrhunderts war Pergamon neben Ephesus und Smyrna eine der drei größten Städte der Provinz Asia mit etwa 200 000 Einwohnern.

Als berühmtestes Bauwerk des antiken Pergamon gilt der dem Zeus und der Athena geweihte Pergamonaltar, der heute im Pergamonmuseum in Berlin ausgestellt ist. Die Bibliothek von Pergamon war nach derjenigen von Alexandria die zweitgrößte der antiken Welt und soll mindestens 200 000 Buchrollen umfasst haben.

Von technikhistorischer Bedeutung ist die sogenannte Madradağ-Wasserleitung von Pergamon. Sie stammt aus hellenistischer Zeit. Zur Versorgung der Stadt wurde das Wasser an einer 1174 Meter ü. M. gelegenen Quelle im Madradağ-Gebirge gefasst und mittels Tonrohrleitungen von 18 Zentimetern Durchmesser über eine Strecke von 40 Kilometern in ein Wasserreservoir geleitet. Das Sammelbecken befand sich in etwas erhöhter Lage. Von dort floss das Wasser in einer Bleidruckleitung durch eine 200 Meter tiefe Senke zur Akropolis (Burg) hinauf.

Pergamon bot auch einen Kurbetrieb stattlichen Ausmaßes im Asklepieion (Heiligtum des griechischen Gottes der Heilkunst Asklepios). Durch einen rund 80 Meter langen unterirdischen Gang floss warmes radioaktives Wasser aus der heiligen Quelle. Es gab naturmedizinische sowie heilpraktische Behandlungen, Wasser- und Schlammanwendungen, Tiefschlafbehandlungen und ein Angebot für Traumdeutungen. Ein Theater mit Platz für 3500 Zuschauer lässt erahnen, welch regen Zuspruch dieses Wellness-Zentrum fand.

Das dritte Sendschreiben des Johannes richtet sich an die Gemeinde in Pergamon (Offenbarung 2,12–17). Darin kommt zum Ausdruck, dass Jesus weiß, in welch schwieriger Situation sich die Christen dort befinden. Obwohl Pergamon ein Zentrum des Kaiserkults und griechischer Götterverehrung ist, halten die Jesus-Nachfolger an ihrem Glauben fest. Einige unter ihnen führen jedoch ein freizügiges Leben. Jesus verspricht den Überwindern einen gestillten Lebenshunger und einen neuen Namen.

©110228 (1) Akropolis Pergamon

©110302 (1) Akropolis mit dem steilsten griechischen Theater

Theater und Akropolis

©110302 (2) Fundamente vom Zeusaltar

©110302 (3) Gymnasium in Pergamon

©110228 (2) Basilika in Pergamon

©110302 (7) Asklepion Pergamon mit warmen Quellen

Asklepion Pergamon mit warmen Quellen

©110302 (8) Asklepion Pergamon


45. Überwindung – drei Wochen lang

Drei Wochen lang beschäftigt uns ein kleines, aber sehr wichtiges Wort: überwindet! „Unmöglich“, hat man uns in Assos gesagt. Sechs Tage später erreichen wir das scheinbar aussichtslose Zwischenziel. Nur weil wir nicht auf die zahlreichen entmutigenden Worte gehört haben und uns nun schon seit vielen Wochen immer wieder überwunden haben, fast täglich den Rucksack zu schultern, auf Gott zu vertrauen und auch vor Problemen nicht zurückzuschrecken, kommen wir schließlich in Pergamon an. „Überwindet!“, forderte Jesus auch sieben christliche Gemeinden in Asien auf. Im Buch der Offenbarung hat der Apostel Johannes dies niedergeschrieben.  Wir besuchen nun die Orte, an denen sich die sieben Gemeinden befanden.

Die erste Chance, das Überwinden zu üben, lässt nicht lange auf sich warten: in der Dusche. „Stand nicht ein Schild vor dem Haus mit der Aufschrift ‚Warmes Wasser‘? Bis jetzt kommt nur eiskaltes!“ …

©110302 (5) Pergamon

Bergama

©110302 (6) Pergamon