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44. Babam Çiftçi

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und nach der Übersetzung zeigt sich auch der fotografierte Mann zufrieden. „Hast du gesehen, wie die zwei Männer gestrahlt haben? Und das nur, weil ich gesagt habe, mein Vater sei Bauer. Wenn das eine solche Wirkung hat, müssen wir die paar Worte schnell auf Türkisch lernen.“ Ab jetzt kann es mehrmals täglich vorkommen, dass wir zu jemandem sagen: „Babam Çiftçi“, worauf wir stets viel Verständnis und nicht selten auch ein strahlendes Lächeln ernten.

©110226 (4) Die Jugendlichen steigen wieder aus dem Bus um uns zu fotografieren

Plötzlich strömen aus zwei Bussen Polizeischüler mit ihren Handys heraus, machen wie wild Fotos von uns und stellen uns mit fassungslosen Gesichtern eine Frage nach der anderen. Wir fühlen uns wie exotische Tiere im Zoo, die von allen Besuchern angestarrt werden. Wie sollen wir da wieder herauskommen? Annemarie hat eine Idee …

©110227 (1) Kurz vor dem Kamelkampf in Altinova

Ein paar Minuten später wird uns der Anlass der Festlichkeit klar: ein Kamelkampf!

Assos

Assos war eine antike Stadt auf einem 234 Meter hohen Vulkankegel an der Südwestküste in der türkischen Provinz Çanakkale. Unten am Meer lag der antike Hafen der Stadt. Der heutige Name von Assos lautet Behramkale.

Assos wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von der benachbarten Insel Lesbos aus gegründet. 530–520 v. Chr. wurde an der höchsten Stelle des Stadtberges der dorische Tempel der Athena errichtet. Auch der Philosoph Aristoteles lebte von 348–345 v. Chr. in Assos. Später kam Assos unter römische Herrschaft.

Die Stadtmauer des antiken Assos hatte eine Ausdehnung von 3 Kilometern und ist mit Türmen und Toren zu großen Teilen noch sehr gut erhalten. Im Stadtgebiet sind heute noch der Athenatempel, die Agora (Stadtplatz), der Stadtratssaal, das Gymnasion (Trainingsstätte der Athleten), das Theater und eine römische Therme zu sehen. Außerhalb der Stadtmauer liegt eine gut erhaltene Totenstadt mit Grabbauten und Sarkophagen. Nördlich von Pasaköy findet man auch noch Teile einer ursprünglichen Römerstraße. In byzantinischer Zeit wurde Assos zu einem Bischofssitz.

Paulus marschierte alleine von Troas nach Assos und bestieg dort das Schiff nach Mitylene (Apostelgeschichte 20,13–14).

©110221 (5) Alte Brücke vor Assos

©110221 (6) Assos

©110221 (7) Assos

©110221 (8) Assos

©110221 (9) Hafen von Assos - Apostelgeschichte 20,14

Alexandria Troas (Troas)

Alexandria Troas war eine antike Stadt in der kleinasiatischen Landschaft Troas, rund 30 Kilometer südlich von Troja, in der Nähe des heutigen Dorfes Dalyan, in der türkischen Provinz Çanakkale.

Die Stadt wurde 310 v. Chr. von einem General Alexanders des Großen unter dem Namen Antigoneia gegründet und neun Jahre später in Alexandria Troas umbenannt. Durch zahlreiche Umsiedlungen aus kleineren Orten in der Umgebung gewann die Stadt rasch an Größe. Sie war von einer Stadtmauer mit einer stattlichen Länge von 8 Kilometern umgeben. Als eine der wichtigsten Hafenstädte in der Ägäis erlebte Alexandria Troas unter den Römern eine Blütezeit. Die künstlichen Hafenanlagen boten den Schiffen den notwendigen Schutz vor häufig vorkommenden Nordwinden. Kaiser Konstantin der Große erwog im 4. Jahrhundert sogar, Alexandria Troas zur Hauptstadt des Römischen Reiches zu machen, entschied sich dann jedoch für Byzanz.

Heute kann der Besucher noch eine Reihe von Spuren wichtiger Bauten entdecken: das Theater, den Agora-Tempel (Tempel am Stadtplatz), das Osttor, das Aquädukt, das Nymphäum (Nymphenheiligtum), die Stadtmauer, die Herodes-Atticus-Therme und das Hafenbecken.

In der Bibel wird die Stadt einfach Troas genannt. Paulus fand in Troas eine „offene Tür“ für die gute Nachricht von Jesus. Hier empfing er in einer Vision den Ruf in die römische Provinz Macedonia (2. Korinther 2,12; vgl. Apostelgeschichte 16,8ff; 20,5ff). Vermutlich war Troas auch der Ort, an dem sich Lukas zum ersten Mal Paulus anschloss. In der von Lukas verfassten Apostelgeschichte fällt ein Wechsel in der Berichterstattung von „sie“ zu „wir“ auf (Apostelgeschichte 16,8.10). Auf seiner dritten Reise, dem Rückweg nach Jerusalem, blieb Paulus eine Woche lang in Troas. Am Abend vor seiner Abreise predigte er sehr lange. Eutychus, der auf einer Fensterbank saß, schlief ein, stürzte vom dritten Stock hinab und kam dabei ums Leben. Paulus erweckte ihn wieder zum Leben. Am nächsten Tag wanderte Paulus alleine nach Assos. Seine Begleiter nahmen das Schiff dorthin.

©110219 (5) Troas

©110219 (2) In Alexandria Troas

©110219 (3) Ausgrabung in Troas

©110219 (4) Paulus hatte hier die Vision, nach Europa zu reisen (Apg 16)

 

 

43. Das ist unmöglich

Wir steigen an einem abgelegenen Ort aus dem Bus und blicken uns um. Außer einer Ziegenhirtin und ihrer Herde ist weit und breit niemand zu sehen. „Hier muss es sein“, ist Hanspeter überzeugt. „Komisch. Troja ist völlig von Touristen überlaufen. Doch hierher hat sich anscheinend niemand verirrt.“ Neben einem Feldweg erheben sich fast unbemerkt ein paar wenige Ruinen. „Meinst du wirklich, dass wir da richtig sind?“, fragt Annemarie verwundert. „Ja, es muss stimmen. Komm, wir lesen, was auf dem kleinen Schild steht.“ Tatsächlich, es ist die Stadt Troas! Konstantin der Große erachtete diese Stadt als so wichtig, dass er erwog, sie zum Hauptsitz des römischen Reiches zu machen. „Es scheint hier gar kein Interesse an einer Ausgrabung zu bestehen“

©110219 (1) Neben uns die einzigen weiteren Besucher in Troas

„Der kommt mir etwas zu nahe“, sagt Annemarie abends in Assos, nachdem wir die antike Stadt auf dem Vulkankegel und den Hafen besichtigt haben. Hanspeter hat auch bemerkt, dass Männer hier …

„Wohin gehen Sie?“ „Nach Pergamon“, sagen wir. „Das ist unmöglich!“, belehrt uns ein junger Soldat. Diesen Satz haben wir schon oft gehört. Es ist wirklich schade, wenn Menschen so denken. Sie verpassen dadurch eine ganze Menge im Leben.

Troja

Troja war eine antike Stadt in der kleinasiatischen Landschaft Troas. Ihre Überreste liegen in der Nähe des heutigen Dorfes Tevfikiye in der türkischen Provinz Çanakkale. Aufgrund der Lage an den Dardanellen kontrollierte Troja in der Antike den Zugang zum Schwarzen Meer.

In griechischer Zeit erlangte der Ort Berühmtheit durch die Dichtung „Ilias“ von Homer und den darin beschriebenen sagenhaften Trojanischen Krieg. Das trojanische Pferd wurde zu einem Sinnbild listiger Angriffe. Heute werden Virenprogramme mit versteckten Inhalten auf dem Computer „Trojaner“ genannt.

©110217 (1) Troja

©110217 (2) Troja

42. Hasan und Troja

Die Türkei erleben wir gleich in den ersten Tagen als ein Land der Gegensätze. Im Schaufenster des allerersten Modegeschäfts, an dem wir vorbeikommen, werden uns junge Frauen in Minirock und ohne Kopftuch präsentiert. Auf den Straßen dagegen sind die meisten Frauen verhüllt. In den Städten gibt es die modernsten Einkaufszentren. Doch in den Seitenstraßen kann man zusehen, wie viele Arbeiten von Hand und oft auch auf dem Boden sitzend verrichtet werden, so wie bei uns zuhause vor 50 Jahren. An der ersten Raststätte, an der wir Halt machen, verschlägt es uns fast die Sprache.

©110212 (4) Ein spezieller Gruss an unsere sechs Patenkinder

©110215 (1) Der fröhliche Hasan bringt uns einige türkische Wörter bei

Ebenso erfreulich ist eine kurze Begegnung in Gelibolu. Es ist eiskalt und wir warten auf die Fähre, um vom europäischen Teil der Türkei nach Asien überzusetzen. Hasan, ein Mann in unserem Alter, steigt, ein Lied vor sich hinträllernd, von seinem Pferdewagen.

©110216 (2) Canakkale

Am gleichen Abend treffen wir nach einem ausgiebigen Marsch in Çanakkale ein. „Schau, das ist das trojanische Pferd.“

 

41. Im Wohnmobil über die Grenze

Annemarie hat irgendwie das Gefühl, sie sollte am Morgen, kurz vor unserem Aufbruch, den Computer nochmals starten. Sie will nachsehen, ob eine Nachricht gekommen ist. Sehr untypisch für sie.

„Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Jeremy hat soeben geschrieben, dass es immer noch nicht möglich ist, zu Fuß über die Grenze in die Türkei zu gelangen“ …

©110211 (1) In Griechenland werden die Felder bestellt

©110211 (4) Einreise in die Türkei

Im neuen Land wimmelt es nur so von Schafherden. Einmal können wir vom Straßenrand aus gleichzeitig sieben verschiedene Herden ausmachen.

©110212 (2) Schafherde vor Kesan

 

Samothraki

Samothraki ist eine gebirgige und süßwasserreiche griechische Insel in der nördlichen Ägäis. Ihre früheste Besiedelung wird auf etwa 5000 v. Chr. datiert. Ihre Blütezeit erlebte sie von 2600 v. Chr. bis 400 n. Chr. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. stand die Insel unter römischer Herrschaft.

Aufgrund seiner Lage spielte das antike Samothraki eine bedeutende Rolle auf den Seewegen zwischen Europa und Asien sowie zwischen Thrakien und den Inseln der Ägäis. Da eine ständige Meeresströmung aus den Dardanellen in die Ägäis läuft, sammelten sich hier die Segelschiffe, um einen günstigen Wind für die Durchfahrt ins Schwarze Meer abzuwarten. In der Antike waren Schiffe noch nicht in der Lage, gegen den Wind zu kreuzen.

In der Bibel (Apostelgeschichte 16,11) wird Samothraki namentlich erwähnt: „Wir fuhren von Troas auf dem kürzesten Weg zur Insel Samothraki, und am zweiten Tag erreichten wir Neapolis.“

©110208 Paulus segelte von Troas via Samothrake nach Neapolis (Apg 16,11)

Philippi

Die antike Stadt Philippi, auch „Klein-Rom im Osten“ genannt, befand sich etwa 15 Kilometer nordwestlich von Neapolis in der heutigen Region Ostmakedonien.

Der Ort existierte seit 362 v. Chr. unter dem Namen Daton. Die Umbenennung in Philippi erfolgte durch Philipp II. von Makedonien, der die Siedlung um 355 v. Chr. einnahm. Ebenso wie Neapolis wurde Philippi ursprünglich von der Insel Thassos aus gegründet. Im Unterschied zu Neapolis dominierte in Philippi jedoch die Landwirtschaft.

Als Makedonien im Jahr 148 v. Chr. römische Provinz wurde, gewann der Ort wegen seiner Lage an der neu erbauten Via Egnatia an Bedeutung. Nach der römischen Doppelschlacht bei Philippi 42 v. Chr. gründete Marcus Antonius hier eine römische Kolonie und siedelte Kriegsveteranen an. 27 v. Chr. wurde die Römerkolonie in Colonia Augusta Julia Philippensis umbenannt. Die römische Lebensart und Kultur dominierte in Philippi immer mehr, so dass man bald von einem Rom im Kleinformat sprach.

Um 49/50 n. Chr. gründete der Apostel Paulus mit seinem Mitarbeiter Silas in Philippi eine christliche Gemeinde (Apostelgeschichte 16,11–40). Es war die erste Gemeinde auf europäischem Boden. Als erste Christin in Europa nennt die Bibel die Purpurkrämerin Lydia, die aus Thyatira in Kleinasien stammte. Lydia hatte sich als nichtjüdische „Gottesfürchtige“ bereits vorher zum jüdischen Glauben gehalten.

Während ihres Aufenthalts in Philippi wurden Paulus und Silas von einer Frau mit einem Wahrsagegeist belästigt, worauf der Apostel diesem Geist Einhalt gebot. In der Folge klagten die Männer von Philippi Paulus und Silas an, ihre römischen Sitten angegriffen zu haben. Die Sache endete damit, dass Paulus und Silas ausgepeitscht und ungerechtfertigt ins Gefängnis geworfen wurden. Trotz ihrer misslichen Lage lobten sie im Gefängnis Gott. Dieser schickte in der gleichen Nacht ein Erdbeben und Paulus und Silas wurden befreit.

Als Paulus und Silas ihre Reise fortsetzten, ließen sie ihren Begleiter Lukas in Philippi zurück. Lukas schloss sich Paulus auf dessen dritter Reise nach Jerusalem wieder an (Apostelgeschichte 20,3). In der Bibel finden wir einen Brief, den Paulus wahrscheinlich aus Rom, wo er in Gefangenschaft lebte, an die Gemeinde in Philippi schrieb.

©110129 (1) Gefängnis von Paulus in Philippi

Gefängnis von Paulus und Silas        

©110129 (7) Neben Philippi gab es früher einen grossen See, erzählt uns Tassos

Philippi von oben

©110129 (5) Philippi

©110129 (2) Philippi